Pop

Garish singen über politische Brandstifter

Garish mit Sänger und Textautor Thomas Jarmer (2. von rechts).
Die Indie-Band liefert ein Meisterwerk mit mutigen Sounds und politischen Texten.

"Es geht um die politischen Brandstifter, die jetzt allerorts aus dem Boden schießen. Und um ihr Publikum, das das annimmt und meint, dass es auf gewisse Fragen einfache Antworten gibt."

Das ist neu bei Garish: Auf dem heute, Freitag, erscheinenden Album "Komm schwarzer Kater" widmet sich die Indie-Band erstmals in 20 Karriere-Jahren Themen, die nicht "die Zwischentöne zwischenmenschlicher Beziehungen" behandeln.

"Als mein Bruder Christoph, unser Gitarrist, ausgestiegen ist, sind wir zuerst angestanden", erzählt er im Interview mit dem KURIER. "Aber dann haben wir uns entschieden, das als Anlass zu nehmen, neue Szenarien für uns zu entwerfen. Wir haben viel mehr mit Keyboards als mit Gitarren gearbeitet und die Songs im Studio beim Experimentieren mit Sounds entwickelt. Wir bestanden nicht mehr darauf, dass alles live eingespielt wird, weshalb früher alles schon vor dem Studio auskomponiert war."

Emotional

Der neue Garish-Sound basiert auf Klang-Loops, Hall, Synthesizern und dem Klavier, das die Band mit Tricks wie dem Abdämpfen der Saiten verfremdet hat. Trotz all der verspielten Details in den Arrangements wirken die Songs von "Komm schwarzer Kater" auf das Wesentliche reduziert und bekommen so emotionale Tiefe.

Mit den Neuerungen im Bandgefüge, aber vor allem den Ereignissen des Sommers 2016, kam für Jarmer die Einsicht, "dass es auch für mich einen Weg gibt, über politische Zusammenhänge zu schreiben".

"Es war gleichzeitig ein großer Reiz, aber auch eine Aufgabe", sagt er. "Wir haben in Wien in einem Studio im Souterrain aufgenommen. Da unten waren wir wie in einer Blase, in der alles okay war. Andererseits muss ich zum Textschreiben immer gehen. Das hängt vielleicht mit dem Rhythmus zusammen. So bin ich durch Wien gewandert und habe gleichzeitig das turbulente Geschehen mit den Präsidentschaftswahlen hier und in den USA, aber auch in der Türkei mit in diese Blase genommen. In diesem Spannungsfeld ist ,Komm schwarzer Kater‘ entstanden."

Komplex

Wie in allen seinen Texten sieht Jarmer dabei das Große im Kleinen und das Kleine im Großen. In diesem Fall das Überthema: Wie geht es uns mit den politisch und sozial so bewegten Zeiten?

Bestes Beispiel dafür ist der Song "Apollo", bei dem Jarmer die Beziehung von zwei Menschen aus verschiedenen Kulturen anhand einer Szene im Auto beschreibt, das bei einer roten Ampel steht. Mit dem Schluss, dass solche Beziehungen komplex sind, das aber auch sein dürfen.

In Fatima Spar fanden Garish dafür die ideale Gesangs-Partnerin. Die Ereignisse in ihrer zweiten Heimat, der Türkei, waren der direkte Auslöser für den Song "Matador".

"Ich konnte mich nur schwer von diesen Nachrichten losreißen", erinnert sich Jarmer. "Das hatte schon fast Suchtcharakter, weil es so unsagbar war. Aber gleichzeitig wollte ich aus demselben Grund auch gar nichts mehr davon hören."

Ein Dilemma, das Jarmer in "Unter Strom" beschreibt. Mit der Erkenntnis, dass es nicht mehr utopisch ist, dass sich Ähnliches auch bei uns abspielt.

"Was Hofer angeht, sagen alle, das wird nicht so schlimm, das wird sich nur in einem gewissen Rahmen abspielen. Aber ich finde es erschreckend, welcher Stil und welche Wortwahl durch diesen Wahlkampf einen offiziellen Segen bekommen hat. Wenn jemand, der so präsent ist, diesen Stil pflegt, kann sich das etablieren und fortsetzen."

Garish auf Österreich-Tournee

3. 3. St. Pölten/Freiraum

4. 3. Oslip/Cselley Mühle

9. 3. Linz/Posthof

10. 3. Innsbruck/Weekender

11. 3. Villach/Kulturhofkeller

16. 3. Graz//PPC

17. 3. Salzburg/ARGE

18. 3. Dornbirn/Spielboden

24. 3. Wien/Arena

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