Es muss aber nett gewesen sein, zehn Jahre lang eine so gute wöchentliche Gage zu bekommen.
Ja. Aber irgendwann war es Zeit, mich weiterzuentwickeln, zehn Jahre sind eine lange Zeit. Ich habe ja nicht nur in Irland gedreht, ich habe dort gelebt. Ich hatte die Familie dabei, die Kinder. Meine Tochter hatte einen irischen Akzent. Einen sehr affektierten, aber doch. Wir haben ein seltsames Leben, wir Schauspieler. Da lebst du fast zehn Jahre praktisch zusammen, Leute haben geheiratet, Kinder bekommen, sich scheiden lassen, sich neu verliebt. Und dann ist es aus, der Zirkus verlässt die Stadt.
Sie haben Ihren Ruhm mit „Cyrano“ noch zementiert. Ihre Frau hat dafür das Drehbuch geschrieben. Hat sie die Rolle auf Sie zugeschnitten?
Nein, und das wäre auch verfehlt gewesen. Allein schon in der Beschreibung. Wenn man schon auf der ersten Seite liest, dass er kleinwüchsig ist, was ist dann daran noch interessant? Was kann man danach noch entdecken? Ich mag es ja viel lieber, wenn einen eine Figur überrascht.
Ist das eine Motivation für Sie, eine Rolle anzunehmen? Das Publikum mit Ihrer Rollenwahl zu überraschen, wie das ja auch in „Game of Thrones“ der Fall war?
Worauf ich so besonderen Wert lege, ist, dass sich die Charaktere verändern. Meine Rolle in „Game of Thrones“ war immer derjenige, der selbst in den schrecklichsten Situationen nie seinen Humor verloren hat. Aber das ging irgendwann nicht mehr. Es wurde redundant. Dann kam die Staffel, in der Lannister eine Transformation durchmacht. Weil er sich verliebt. Und Liebe war wie Kryptonit in seiner Welt. Jeder der darin liebte, starb. Ich sehe aber keine einzige Figur als schwarz oder weiß. Mich interessiert mehr die Grauzone des menschlichen Charakters.
Ihr neuster Film „American Dreamer“ ist eine Komödie. Ihre Figur in der Geschichte ist ein Mensch, der eine zweideutige Moralvorstellung hat. Gefällt Ihnen das?
Ja, ich genieße die zweideutige Moral in Figuren, die ich spiele. Wir sind nicht alle immer gute Menschen. In Wirklichkeit geht es um Ehrlichkeit. Ich verstehe Helden nicht, die immer geliebt werden müssen.
Die großartige Shirley MacLaine spielt Ihre Partnerin in „American Dreamer“. Wie war das, mit einer solchen Ikone zu arbeiten?
Sie ist zweifellos die wunderbarste Schauspielerin, mir der ich je vor der Kamera gestanden bin. Sie hat mir erzählt, dass ich einer der wenigen Co-Stars bin, mit denen sie nicht geschlafen hat! Shirley, ich liebe dich. Ich weiß nicht genau, was ich mit dieser Information anfangen soll, aber wir haben ja noch Zeit. (lacht)
Was halten Sie von der Idee des amerikanischen Traums?
Wie wir alle inzwischen wissen, ist der amerikanische Traum Scheiße. Eine Illusion. Die Idee, dass ein Einwanderer alles haben kann. Und wenn er alles hat, ist er immer noch nicht glücklich. Oder er erreicht seine Ziele ohnehin nicht. Schon gar nicht in unserer Zeit. Jeder hat Probleme, jeder leidet, das Leben ist hart geworden.
In den Medien werden Sie Sexsymbol genannt. Wie sehen Sie Ihr Leben und Ihre Karriere?
Ich arbeite mir seit ich 30 bin den Arsch ab, und ich hatte enormes Glück. Es ist ja nicht so, als hätten mich
die Leute früher als Sexsymbol gesehen. Wenn ich das heute lese, muss ich lachen. Plus, ich bin privat glücklich verheiratet und darf
mit Shirley MacLaine vor der Kamera stehen. Was will man mehr?
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