Galerien in Salzburg: Vom Wert des Pinselstrichs
Man kann es leugnen, aber es hilft nichts: Der Umstand, dass ein Kunstwerk zum Verkauf steht, verändert unweigerlich den Blick darauf. Manchmal wird dieser zur Seite gelenkt („Ist die elegante Dame, die neben mir steht, eine potenzielle Käuferin?“), manchmal leider ganz blockiert („Das ist so teuer, das ist nichts für mich“).
Dabei erzeugt das Streben der Galerien nach Umsätzen erst in Verbindung mit ihrem Bemühen um Schauerlebnisse jene Dynamik, die sowohl fürs Geschäft als auch für die interessierte Allgemeinheit von Nutzen ist. In Salzburg ist dies derzeit besonders ausgeprägt zu spüren, schauen doch zur Festspielzeit auch Angehörige der oberen Ein-Prozent-Kaste hier vorbei.
Großgalerist Thaddaeus Ropac hat dauerhaft Zugriff auf diese Klientel, er muss in Salzburg also kein Spektakel veranstalten: Stattdessen zeigt er eine Kabinettschau zu Joseph Beuys sowie eine wunderbar konzentrierte Ausstellung der US-Künstlerin Elizabeth Peyton. Deren jüngste Porträts und Stillleben sind Meisterstücke malerischer Zurücknahme: Die Pinselstriche sind oft nicht mehr als Markierungen auf weißem Grund und doch so präzise, dass sich ein „Seelenbild“ der Dargestellten ergibt.
Mit Preisen zwischen 400.000 und 600.000 US-$ liegen Gemälde freilich in einem Bereich, in den nur wenige Sammler vordringen. Die Salzburger Galerienszene ist freilich breiter aufgestellt. Als Neuzugang ist hier die Galerie Weihergut in der Linzergasse zu vermelden, die unter neuer Führung wiedereröffnete: Sie bat den deutschen Künstler Carsten Fock, sich vor Ort inspirieren zu lassen. Mit Landschaftsbildern haben die Werke, die nun in enger Hängung arrangiert sind (Papierarbeiten 3900 €, Gemälde 7000– 30.000 €), nur entfernt zu tun, die Schau sprüht aber vor Energie und macht neugierig auf das weitere Programm.
Als Fixpunkt hat sich auch die Galerie Trapp nahe des Mönchsbergaufzugs etabliert, die junge und arrivierte heimische Positionen kombiniert. Diesmal zeigt sie famose Zeichnungen von Stefan Zsaitsits und Gemälde von Alois Mosbacher (Zeichnungen 1650–5900 €, Ölbilder 5900– 19.500 €).
Junge und Veteranen
Die Galerie Mauroner wiederum hat Werke von 43 Künstlern zu einer sehenswerten Schau arrangiert, die sich um das Motiv des schwarzen Spiegels („Black Mirror“) dreht. Vom magischen Obsidian bis zum Handy-Display reichen die Assoziationen, Beiträge stammen u. a. von Manfred Erjautz, Anselm Reyle und Rebecca Horn.
Gleich nebenan im Residenzhof hat der klassische Kunsthandel buchstäblich sein Zelt aufgeschlagen: Die Kleinversion der „Art & Antique“-Messe läuft dort bis 19. 8. Der Kunstsalon „Art Salzburg“ in der nahen Churfürststraße (bis 26. 8.) hat der Messe allerdings einen schöneren Rahmen – eine Säulenhalle mit Renaissance-Fresken – voraus. Das Angebot – von der Alfred-Seiland-Fotografie um 7500 € (Galerie Johannes Faber) bis zum neun Millionen € teuren Picasso (Wienerroither & Kohlbacher) ist hier zudem nicht in Kojen, sondern durchmischt präsentiert, was reizvolle Querbezüge ergibt.
Normalerweise bieten derlei Messen auch die Möglichkeit, ein Alfons-Walde-Gemälde fürs Châlet abzuholen. Nikolaus Ruzicska – sonst eher auf Geometrisch-abstraktes spezialisiert – hat nun eine Alternative parat: Der US-Maler Kenton Nelson fing für seine neue Serie Motive aus Salzburg und Bayern im Hochglanz-Stil ein. Was im Kontext der US-Popkultur funktioniert, wirkt bei Brezeln und Dirndln allerdings eher befremdlich. Verkauft wurde laut Galerie jedoch einiges – u. a. in die an die Albertina angedockte Sammlung Batliner.
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