Denn es ist nicht übertrieben, wenn man den Titel nun in „Bartoli-Mania“ ändert. Schon der Auftakt mit der semi-konzertanten Aufführung von „La Cenerentola“ hatte der römischen Mezzo-Sopranistin ihr umjubeltes Debüt an der Staatsoper verschafft. Der Triumph wurde mit „Il Turco in Italia“ fortgesetzt. Jean-Louis Grinda zeigte die vertrackte Geschichte über die verheiratete Fiorilla, die sich in ihrer Ehe fadisiert und mit einem Türken vergnügen will, als köstlichen Schwank.
Eine Glanzrolle für La Bartoli, die als Diva und Komödiantin alle Register zog. Und wie sie die Koloraturen perlen ließ! Auch das stimmliche Umfeld konnte sich neben ihr hören lassen. Ildebrando D’Arcangelo war ihr als Türke Selim ein ebenbürtiges Gegenüber, Nicola Alaimo demonstrierte als Ehemann Geronio seine komödiantischen Fähigkeiten. Diese Konstellation zeigte Auszüge daraus auch bei der finalen Gala zugunsten von Karoline von Monacos Stiftung Amade (Association Mondiale des Amis de l’Enfance), die weltweit Millionen von Kindern ein besseres Leben schaffen will. Bartoli, die seit zehn Jahren die Salzburger Pfingstfestspiele mit Fortüne leitet und im Jänner 2023 die Oper in Monte-Carlo übernimmt, gab wie oft bei einer solchen Gala üblich, kein herkömmliches Arien-Konzert. Sie zeigte ein mit Esprit inszeniertes Rossini-Best-of. Jede Szene war mit einem auf Großleinwand projizierten adäquaten Foto illustriert, ein Sofa, Tisch, Sessel, Kleiderständer dienten als ergänzende Utensilien. Die Größten kamen, alle sangen unentgeltlich für das Gute. Kein geringerer als Plácido Domingo war dabei. Mit atemberaubender Innigkeit sang er die Arie des Wilhelm Tell. Mit Rolando Villazón ließ Bartoli den Rossini’schen „Otello“ hören. Wie dieses spielfreudige Ensemble Szenen aus verschiedenen Opern, „Barbier“, „La Cenerentola“, „Le Comte d’Ory“, „Otello“ und fulminant „L’Italiana in Algeri“ zu einem Koloraturen-Feuerwerk fügte, war fulminant.
Und diese Stimmen! Bartoli brillierte als Aschenputtel Angelina, als Desdemona und ja, auch als Rosina, die man von ihr gern schon vor Jahrzehnten an der Staatsoper gehört hätte.
Ein Ereignis ihre Koloraturen, dieses Timbre, dieses Spiel mit dem Farbenspektrum ihrer Stimme und darstellerisch bestach sie mit dem stets richtig dosierten Quantum an Humor.
- Susanne Zobl
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