„Es ist halt kein Kinderlied geworden“, stellt Schneider beim KURIER-Interview fest. „Aber ‚Seifenblasen‘ war der Auslöser, dass ich überhaupt wieder Lieder schreiben konnte. Ich hatte eine schwierige Phase durchgemacht. Mein Eltern sind gestorben und meine Frau war krank. Dadurch ist mir die Leichtfüßigkeit abhandengekommen. Meine Texte werden ja immer mit einem gewissen Augenzwinkern dargebracht. Das hat aber durch die Trauer bis zum Entstehen von ‚Seifenblasen‘ nicht mehr funktioniert.“
Jetzt funktioniert es wieder prächtig. Schneider verarbeitet auf „Ollas Paletti“ zwar seine Gedanken zum Tod und zum Alter. Aber die Musik swingt fröhlich dahin, changiert zwischen Gospel und Blues, während er all dem eine optimistische Haltung entgegensetzt.
Ist er selbst wirklich so im Reinen mit der eigenen Sterblichkeit, wie er im Song „Ollas muaß vergeh“ behauptet? „Ich probiere es. Das ist die Herausforderung am Älterwerden – dass man damit zurechtkommt und nicht durchdreht. Da arbeite ich schon noch dran. Aber diese persönlichen Probleme haben mir da schon viel gebracht.“
In dem Song „I wü an wos glaum“ geht Schneider aber weniger aus Respekt vor dem Tod, als aus anderen Gründen auf die Rolle der Kirche in der heutigen Zeit ein. „Ich bin in Prottes in Niederösterreich aufgewachsen. Meine Familie war dort stark in die Kirche integriert. Ich war Ministrant und mein ältester Bruder ist dort heute noch Messner. Ich bin ausgetreten, aber der Wunsch nach etwas Spirituellem, etwas anderem, war ständig da. Der heute so starke Glaube an sich selbst kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein.“
Ausgetreten ist Schneider vor vielen Jahren. Die Missbrauchsfälle waren genauso ein Grund dafür, wie all das, was die Kirche „sonst noch so angestellt“ hat. Aber: „Ich habe in der Kirche auch viele schöne Sachen erlebt. Das war eine Institution, wo sich Leute verschiedenster Herkunft einmal in der Woche getroffen haben und miteinander auskommen mussten. Und so etwas geht uns heute ab.“
Wie die Texte von „Ollas Paletti“ Schneiders Lebenserfahrungen spiegeln, spiegelt die Musik die Erfahrung als Musiker. Er lernte als Kind Blockflöte und Geige, als Teenager Gitarre und wurde später in Wien in der Hausband des Clubs „Papas Tapas“ Teil der Blues-Szene.
Gemäß dieser Herkunft hat er auf seinen Alben immer schon elektronische Bearbeitungen gemieden und Songs so aufgenommen, als würde er mit seiner Band auf der Bühne stehen. „Ollas Paletti“ wurde aber zusätzlich auf einer alten 8-Spur-Tonbandmaschine aufgenommen, wodurch das Album klingt, als würde man direkt neben ihm und seiner hervorragenden Band sitzen.
Genau diese Nähe wollte Schneider mit der 8-Spur-Technik erreichen. Der erfreuliche Nebeneffekt: „Auf ein Band passen 28 Minuten, es kostet 300 Euro und um die Qualität zu sichern, will man nichts überspielen. Dadurch kommen die Musiker perfekt vorbereitet ins Studio und sind viel konzentrierter, als wenn du alles leicht am Computer ausbessern kannst. ‚Ollas Paletti‘ wurde in zwei Tagen aufgenommen.“
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