Fünf außergewöhnliche Plädoyers für Diversität im Konzert und in der Oper

von Susanne Zobl
Diese Zahl lässt aufhorchen: lediglich 7,7 Prozent der aufgeführten Werke des aktuellen Konzert- und Opernrepertoires stammen von Komponistinnen. Die Wiener Festwochen wollen mit der „Akademie der zweiten Moderne“ den „notwendigen strukturellen Wandel mit konkreten Maßnahmen befördern“.
Das Projekt unter der Schirmherrschaft von Nuria Schönberg, der Tochter des Schöpfers der Zwölftonmusik, ist auf fünf Jahre angelegt und eine Kooperation mit dem Arnold Schönberg Center, dem Radiokulturhaus und Ö1. Das Klangforum Wien musiziert.
Warum Vielfalt ein Gewinn für den Klassikbetrieb ist, demonstrierte die Aufführung der ersten fünf Kompositionen im Radiokulturhaus am Samstag.
Tonkino
Monthati Masebe verarbeitet in ihrem Stück „Meraro“ kunstvoll indigene mit elektronischen Klängen. Masebe setzt dabei die Stimme in verschiedenen Lagen in einer Art Grummeln als zusätzliches Element ein.
Das Kontrastprogramm dazu liefert Marina Lukashevich mit „Lullaby“. Elektronisch eingespielte Geräusche erzeugen einen Klangraum, so könnte man sich ein Ton-Kino ohne Film auf der Leinwand vorstellen. Shasha Chen vertont in „401 Blows“ sachlich Gewalt an Frauen mit Tatwerkzeugen wie einer Eisenstange. Dirigentin Katharina Wincor mit den Klangforum Wien „Tínig“ (Stimme) von Feliz Anne Reyes Macahis zur Hommage an zeitgenössische Musik werden. Die mit dem Pulitzer-Preis für Musik ausgezeichnete Dun Yun dokumentiert in ihrem verstörend starken Werk für Video, Gesang und Orchester „Where we lost our Shadows“, wie Menschen aus Syrien fliehen. Diese fünf starken Plädoyers für Diversität wurden zurecht akklamiert.S. Zobl
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