"Fuck!" – im Delirium des Banalen und Trivialen
Kritik. Trash. Ein schlechter Witz von Theater, den uns die Wiener Festwochen wohl besser erspart hätten:
"Stavangera (Pulp People)" des lettischen Liepājas Teātris in der Regie des Russen Konstantin Bogomolov im MuseumsQuartier.
Abgründig
Wenn "Pulp Fiction" Schundliteratur ist, dann sind "Pulp People" das Personal einer Art Groschenroman. Hier stehen, hocken, liegen zehn absonderliche Existenzen in einer Glasbox, die Wohn-, Schlafzimmer, Küche und Klo in einem ist.
Und sie sondern 100 Minuten oder gefühlte fünf Stunden lang in rasantem Tempo – über Kopfhörer simultan aus dem Lettischen übersetzt – unglaublich schwachsinniges Geschwätz ab. Meist geht’s ums Ficken, Vögeln, Fixen und Kacken. Um Brustvergrößerungen. Oder so Essenzielles wie: "Du darfst nicht in den Spiegel schauen, bis du 60 bist. Sonst verlierst du den Verstand ..."
Ja, warum eigentlich?
Egal. Mit Logik ist der Chose ohnedies nicht beizukommen. Also erfahren wir: Odd hat einen Ständer, ist ein Junkie und war in der Irrenanstalt. Seine Ex-Frau ist ein Miststück und hat einmal ihren Sohn, der das Down Syndrom hat, irrtümlich mit Heroin gefüttert, was dem 16-Jährigen Spaß gemacht hat, aber ins Geld ging. Während sie selbst "mit Gries-Brei" kokste.
Der Vater braucht nach einem Schlaganfall eine Zungenmassage, glaubt, er sei Gott, wirft seine Exkremente an die Wand, stirbt und wird in den Kühlschrank gesteckt.
"Fuck. Du lebst und lebst. Und plötzlich ist Feierabend", sagt einer. Und ein anderer: "Der Mensch ist ein zähes Aas." Muss er als Zuschauer dieser abgewrackten, kalt und teilnahmslos ihren Text abspulenden Figuren auch sein.
Odds Chat-Bekanntschaft Kristina ist auf der Suche: "Wo ist meine Fotze?" Als sie gefunden ist, setzt Odd seinen Penis ein, simuliert mit einem Heimwerkerbohrer.
Möglich, dass da Schabernack mit Schock und Entsetzen beabsichtigt war. Tatsächlich kichern einige, nur weil sich im Glaskäfig ein Mann eine Hose anzieht.
Man kann’s auch Diebstahl nennen. Diebstahl an Lebenszeit.
Nichts gegen Edelschund. Nichts gegen Trash. Wenn’s gut gemacht ist. Aber "Stavangera (Pulp People)" ist – nicht einmal videotechnisch interessant – bestenfalls ein aufgeblasenes Nichts. Nein, in Wahrheit: Nicht einmal nichts.
KURIER-Wertung:
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