Friederike Mayröcker musste die Erste sein
Mutig war die Entscheidung nicht, aber verständlich.
Friederike Mayröcker wurde Dienstagabend in Wien der erste Österreichische Buchpreis verliehen (damit sind 20.000 Euro verbunden).
Stolz wird sie nicht darauf sein. Stolz ist etwas, das sie nicht kennt. Sie schreibt, weil sie schreiben muss.
Sie schreibt seit 70 Jahren. Sie schreibt, sobald sie in der Früh aufwacht – Filzstift und Papier liegen bereit, manchmal ist das Papier zu klein, dann muss auf dem Bettzeug weitergeschrieben werden ...
Einen Buchpreis bekommt man für ein Buch, nicht fürs Lebenswerk – das sind bei ihr 100 Bücher. Also wurde der Preis für "fleurs" vergeben. Erschienen im Suhrkamp Verlag, wo alles von Mayröcker erscheint, da mögen die Verkaufszahlen für Lyrik noch so schlecht sein generell. Mayröcker und Suhrkamp gehören zusammen. Schön ist das in Zeiten, in denen man sich schnell voneinander trennt.
Schwarz
In dem poetischen Wahnwitz von "fleurs" duften die Blumen, es blüht, die Sprache der Kirschblütenzweige muss noch gelernt werden. Das sind Erinnerungen. Man denkt beim Lesen ans Verwelken und nicht ans nächste Frühjahr, das nur vielleicht kommt.
Es sind also traurige Texte der Dichterin aus Wien-Margareten, die den Winter über Schwarz trägt, immer Schwarz, auch bei der Preisverleihung. Sie freut sich bestimmt auf ihre weißen Gewänder nicht viel weniger als über den Preis, aber es dauert noch: Weiß trägt sie erst ab Mai.
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