"Fridays for Hubraum": Wie Greta Thunberg das Netz polarisiert

Die Klimaaktivistin sieht sich online viel Hass ausgesetzt - aber es gibt auch bereichernde kreative Reaktionen.

Man muss sich, sieht man die hochemotionale Reaktion mancher auf Greta Thunberg, ja um diverse Blutdrucke sorgen: So viel Zorn schlägt ihr entgegen, das kann für die Zornigen doch nicht gut sein. Aber es gibt im Internet ja nicht nur Hass, sondern auch allerlei kreative Köpfe. Und so ist Thunberg auch Anlass für einige Internetphänomene geworden.

Fridays for Hubraum

Auf Facebook etwa hat sich die Gruppe "Fridays for Hubraum" (zur Gruppe) gegründet. Der Freitag solle wieder dem Auto gehören. Die Gruppe, die sich als unparteiisch versteht, sieht sich als Konterpart zum "Kindergarten" der Fridays for Future-Bewegung und will die "Klimahysterie beenden". "Die aktuelle Entscheidungsrichtung der Politik sei wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch nicht tragbar. Wir wollen unsere Autos weiter fahren. So wie wir das möchten. Ohne CO2-Steuer, Fahrverbote, Umweltzonen oder sonstige kopflose Entscheidungen. Wir alle sind für Umweltschutz, aber der Autofahrer darf nicht mehr derjenige sein, der die Zeche zahlen soll. Es soll endlich wieder Vernunft herrschen", heißt es in der programmatischen Erklärung der Gruppe.

Die Gründer dürften einen Nerv getroffen haben: Am 22. September wurde die Gruppe begründet und zählt mit heute (Freitag, 27.09.) über 400.000 Mitglieder. Zum Vergleich: Die offizielle Fridays for future Seite zählt 75.000 Mitglieder.

Mit zunehmender Bekanntheit und Mitgliederzahl wurde die Gruppe mehr und mehr von Hasspostern und rechtem Gedankengut unterwandert. Die AfD rührte kräftig die Werbetrommel für die junge Gruppe "Fridays for Hubraum". So schaltete die AfD Fraktion Sachsen eine kostenpflichtige Anzeige auf Facebook. Auch AfD-Vorstandsmitglied Martin Reichardt nahm Geld zur Bewerbung der Hubraum-Gruppe in die Hand.

Immer mehr Politiker und Anhänger der AfD traten der Gruppe bei: Laut dem linken Blog "Der Volksverhetzer" sind mittlerweile 20 Prozent aller Bundestagsabgeordneten der AfD in der Gruppe. Auch Pegida-Vorsitzender Lutz Bachmann zählt zu den Mitgliedern.

Die Posts radikalisierten sich: Plötzlich tauchten statt Fotos vom getunten V8-Pickup Fotomontagen pornografischen Inhalts mit Greta Thunberg auf, garniert mit Hasskommentaren und Morddrohungen.

Die Administratoren wurden der Vereinnahmung nicht Herr, kamen mit dem Löschen menschenverachtender Postings nicht mehr nach und sahen sich Mittwochabend gezwungen die Reißleine zu ziehen und archivierten die eigene Gruppe. Am Wochenende soll sie wieder öffentlich geschalten werden.

Wie könnt ihr es wagen: Death Metal aus Schweden

Mit der emotionalen Rede prägte Thunberg diese Woche zumindest einen Satz des Jahres: "Wie könnt ihr es wagen!", hallte lange nach. Auch bei einem Komponisten, der die Rede als schwedischen Death Metal vertonte - und damit dem emotionalen Gehalt durchaus gerecht wurde.

Telefonische Hilfe für zornige mittelalte Männer

Eine andere kreative Reaktion teilte Thunberg selbst: Einen Satiresketch darüber, dass die zornigen mittelalten Männer ihre Emotion ja doch bei einer Telefonseelsorge, der "Greta Thunberg Helpline", ablassen könnten.

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