"Freistunde" in ORF1: "Ich bin nicht die Lehrerin"

"Freistunde" in ORF1: "Ich bin nicht die Lehrerin"
Auf ORF1 startet ein „Bildungsangebot auf Augenhöhe“. Moderatorin Fanny Stapf erklärt im KURIER-Gespräch das Sendungskonzept.

„Russisch für Anfänger“. An diesen Fernseh-Sprachkurs, den Lisa Schüller von 1974 bis 1992 gegeben hat, können sich wohl viele noch erinnern. Er war Teil des ORF-Schulfernsehens, das im Zuge einer Programmreform eingestellt wurde. Dieses Aus war zwar begleitet von vereinzelten Protesten, aber wirklich abgegangen ist einem das gestrenge „Dobry dien“ von Schüller nie.

Aber da Ausnahmesituationen spezielle Formate erfordern und seit Montag die Mehrheit aller Schüler zu Hause bleiben dürfen bzw. müssen, erinnert sich der ORF an seinen Bildungsauftrag und nimmt das Schulfernsehen vorübergehend wieder ins Programm auf.

"Freistunde" in ORF1: "Ich bin nicht die Lehrerin"

Notfallplan

Die heute, Mittwoch, startende dreistündige ORF1-Programmleiste „Freistunde“ wird von Fanny Stapf moderiert. Die 28-jährige Wienerin ist seit rund einem Jahr Reporterin und Redakteurin beim ORF. In die Rolle der Moderatorin ist sie nun aber „unverhofft reingeflogen“, wie sie dem KURIER am Telefon verriet. „Vor nicht einmal einer Woche wurde ich gefragt, ob ich das machen will. Am vergangenen Freitag hatten wir unsere erste Redaktionssitzung. Und heute gehe ich bereits zum ersten Mal live auf Sendung.“

Ab 9 Uhr will sie ein Bildungsangebot „auf Augenhöhe“ präsentieren. Ansprechen will man damit Jugendliche ab einem Alter von zehn Jahren. Das inhaltliche Herzstück der neuen Sendung ist die für diese Zielgruppe eigens gestaltete „Zeit im Bild“ – die „ZIB Zack“. Sie wird abwechselnd von Gerhard Mayer und Mariella Gittler moderiert. Es sind kurze, kompakte Nachrichten, die junge Menschen über die aktuelle Lage informieren sollen – ganz ohne Panikmache. Zusätzlich gibt es „Universum“-Folgen sowie magazinige Erklärstücke der „Newton“- und „Magazin 1“-Redaktion.

"Freistunde" in ORF1: "Ich bin nicht die Lehrerin"

Lerninhalte

„Wir wollen eine Mischung aus Bildung und Unterhaltung, also Infotainment liefern und damit relativ nahe an die Zielgruppe rankommen. Das junge Publikum soll sich in der ,Freistunde’ wiederfinden, Fragen und Bedürfnisse äußern können“, erklärt Fanny Stapf. Deshalb werden auch Schüler und Lehrer von zu Hause eingebunden und können sich mit Videos und Botschaften einbringen. Man sei bereits mit Lehrern und Lehrerinnen im Austausch. „Manche haben bereits geplant, die ,Freistunde’ in ihre Lerninhalte einzubauen. Zum Beispiel könnten Schüler Fragen zu einer ,Universum’-Doku gestellt bekommen“, so Stapf.

Die Sendung folgt keinem starren Konzept, sondern wird sich in den kommenden Tagen bzw. Wochen ständig verändern. „Es ist Learning by doing: Es wird ständig Erweiterungen geben“, sagt Stapf.

Online wird man das Angebot weiter ausbauen. Man will zum Beispiel die „ZIB Zack“ in mehreren Sprachen anbieten, damit etwa auch Arabisch sprechende Kinder den Nachrichten folgen können. Dabei ist Stapf aber eines wichtig: „Wir machen aber definitiv kein klassisches Schulfernsehen und ich bin auch nicht die Lehrerin, die den Kindern zu Hause etwas vorträgt. Es geht einfach darum, die Kinder und Jugendlichen durch diese ungewöhnliche Zeit zu begleiten.“

Sendungshinweis: Von Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr in ORF1. Außerdem werden die Sendungen der „Freistunde“ für die non-lineare Nutzung auf einer Spezialseite der ORF-TVthek (TVthek.ORF.at/freistunde) längerfristig angeboten.

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