Fred Vargas: Aufs Glatteis mit Robespierre
Das ist große Show. Was man ja von nur ganz, ganz wenigen der 1000 Krimis pro Jahr sagen kann.
Große Show, die mit einem H beginnt: Der Querbalken verläuft schräg, darunter ein Kringel – ein lachender Mund?
Von diesem Zeichen, erstmals mit einem Kajalstift auf das Waschbecken in einer Pariser Totenwohnung gemalt, geht der Weg auf eine winzige isländische Insel. Über Packeis erreicht man sie, wenn Nebel einfällt,ist man für Wochen gefangen, und das Interessante dort ist ein warmer Stein. Setzt man sich auf ihn, fließt Energie. Vielleicht kommt dann sogar ewiges Leben. Vielleicht aber bloß ein tödlicher Stich in die Brust.
Von Island geht der Weg zurück nach Frankreich, weit zurück zu Robespierre, der zwei Mal im Monat an geheimem Ort eine Rede über den Terror im Namen der Tugend hält. Bis heute streiten Historiker über die staatspolitischer Berechtigung der Gewaltorgien.
Der Henker
Showmaster bei insgesamt vier Morden ist in "Das barmherzige Fallbeil" wieder der Pariser Kommissar Adamsberg, der so langsam und leise spricht, dass er mitunter selbst dabei einschläft.
Es assistiert der wunderbare Inspektor Danglard, Fünf Kinder hat er allein großgezogen, viel Weißwein trinkt er, und alles weiß er. Selbstverständlich auch über Charles Henri Sanson, den Henker der Revolution, der 2900 Köpfe rollen ließ.
Fred Vargas – die Archäologin, die in ihrer Freizeit preisgekrönte, überragende Krimiserien schreibt – kümmert sich bis in die kleinsten Nebenrollen um ihr Theater; und mit großer Freude wird man diesmal am Ende feststellen:
Das angeschossene Wildschwein überlebt. Es heißt Marc. Ein sehr sympathischer Keiler.
Fred Vargas:
„Das barmherzige Fallbeil“
Übersetzt von Waltraud Schwarze.
Limes Verlag. 512 Seiten.
20,60 Euro.
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