Franz Ferdinand feiern 20-jähriges Jubiläum mit Greatest-Hits-Album

Franz Ferdinand feiern 20-jähriges Jubiläum mit Greatest-Hits-Album
Im Kurier-Interview spricht Sänger Alex Kapranos über alte Freunde, misogyne Kollegen und das neue Mitglied seiner Rock-Band.

Anfangs „ein wenig geschockt“, sagt Alex Kapranos, Sänger und Songwriter der Dance-Rockband Franz Ferdinand, sei er bei Ausbruch der Pandemie gewesen. „Doch dann habe ich gemacht, was möglich war, hab mir ein Studio eingerichtet und Songs geschrieben.“

Zwei davon veröffentlichen Franz Ferdinand kommenden Freitag auf dem Greatest-Hits-Album „Hits To The Head“. In chronologischer Reihenfolge sind darauf Charts-Renner wie „The Dark Of The Matinée“, „Michael“ und „Do You Want To“ vertreten. Am Ende kommen die neuen Song „Curious“ und „Billy Goodbye“, die vom Lockdown beeinflusste aktuelle Single.

„Während der Pandemie habe ich wieder Leute kontaktiert, von denen ich lange nichts gehört hatte“, erzählt Kapranos im KURIER-Interview. „Als kleines Kind hatte ich einen besten Freund. Wir haben alles zusammen gemacht. Später haben wir uns aus den Augen verloren. Ich habe ihn im Lockdown angerufen und wir haben uns sofort wieder verstanden. Und als wir uns treffen konnten, was es so, als wären all diese Jahre dazwischen nie gewesen. In dem Song ,Billy Goodbye’ geht es aber darum, dass Freundschaften aus unterschiedlichen Gründen enden, dass das okay ist und man trotzdem feiern kann, dass dieser Mensch in deinem Leben war.“

Davon, dass Franz-Ferdinand-Drummer Paul Thomson voriges Jahr aus der Band ausgestiegen ist, sagt Kapranos, sei „Billy Goodbye“ nicht beeinflusst.

„Der Song war schon vorher fertig. Paul hat ihn noch gehört und war begeistert davon, als wir Anfang vorigen Jahres wieder zusammenkamen. Es ging ihm bei dem Ausstieg auch nicht darum, dass er nicht mehr in der Band sein wollte. Er wollte nur nicht mehr lange auf Tour gehen. Ich denke, das ist eine Folge der Pandemie, dass er im Lockdown gemerkt hat, dass er lieber bei seiner Familie ist. Paul ist einer meiner besten Freunde, wir haben diese Band zusammen aufgebaut. Deshalb es hat mich schon mitgenommen, als er uns das gesagt hat. Aber von einem reflektierteren Standpunkt aus finde ich es gut, weil es ihn glücklich macht.“

Ersatz für Thomson war schnell gefunden – obwohl Franz Ferdinand zwei gewichtige Bedingungen an das neue Bandmitglied stellten: Es musste aus Glasgow sein und die Drums auf Weltspitzen-Niveau spielen.

Gitarrist und Keyboarder Julian Corrie kannt da jemanden. Er hatte Audrey Tait auf einem Festival spielen gesehen und sich gedacht: „Wenn ich eine Band gründen würde, dürfte nur sie Drums spielen.“

Julian rief sie an, und gleich bei der ersten Jamsession stellten alle fest: „Sie ist perfekt für uns!“ Dass Franz Ferdinand mit dieser Wahl auch gegen Vorurteile angehen, ist ein schöner Nebeneffekt.

„Ich habe in den 90er-Jahren viele Konzerte mit Frauenbands organisiert und immer Kommentare von Männern gehört, die sagten, was macht eine Frau mit der Gitarre oder den Drums, das kann sie nicht, das sind Instrumente für Männer“, erinnert sich Kapranos. „Ich fand das widerlich und bin sicher, dass Audrey auch Derartiges begegnet ist. Aber ich habe nicht mit ihr darüber gesprochen. Ich will sie als Freundin und großartige Drummerin sehen und das zelebrieren – so, dass die Tatsache, dass sie eine Frau ist, fast irrelevant wird.“

Am 27. April werden Franz Ferdinand bei einem Open-Air Konzert in der Wiener Arena zeigen, wie sie mit Tait klingen, und dabei ihre Hits und ihren typischen, allzeit tanzbaren Rocksound zelebrieren, der sie 2004 mit dem Debüt-Album „Franz Ferdinand“ über Nacht weltberühmt machte.

Was für Außenstehende aber wie ein Raketenstart aussieht, war für Kapranos nur logisch. „Ich habe mit 14 die ersten Songs geschrieben, mit 18 in meiner ersten Band gespielt, aber erst mit 31 mein erstes Album veröffentlicht, also ging es eigentlich gar nicht schnell“, lacht der 49-Jährige. „Aber natürlich ist meine Karriere mit Franz Ferdinand dann explodiert. Wir haben innerhalb eines Jahres erst in Clubs und dann in den größten Hallen Europas gespielt. Aber das fühlte sich für mich nicht eigenartig an. Ich dachte: Klar, das passiert, wenn du ein tolles Album machst.“

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