Frankfurter Buchmesse: Taschenmesser ausdrücklich verboten

Einer der Buch,esse-Stars: Michel Houellebecq
Dan Brown, Houellebecq, Atwood: Es wird verstärkt auf internationale Stars gestezt, die sich kleinere Festivals nicht leisten können.

In Frankfurt stiegen die Hotelpreise um 155 Prozent – es ist wieder Buchmesse: mit 400.000 Büchern, die von 7100 Verlagen aus 106 Ländern auf 170.000 Quadratmetern präsentiert werden.

Totale Überforderung.

300.000 Besucher – Tageskarte: 19 Euro – werden trotzdem erwartet.

Erstmals ist es ausdrücklich verboten, Taschenmesser mitzunehmen. Das werden Sicherheitskräfte extra kontrollieren, so teilte die Messeleitung mit.

Und noch mehr Menschen sollen kommen und schauen und lesen: Weil mittlerweile so viele Städte Literaturfeste veranstalten, spürt selbst die größte Buchmesse der Welt etwas Druck und will verstärkt internationale Stars nach Frankfurt locken.

Ehrengast

Das gelingt heuer mit Dan Brown (neues Buch: "Origin"), Salman Rushdie (neues Buch: "Golden House"), mit Margaret Atwood (sie bekommt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels) und mit Franzosen wie Yasmina Reza, Amélie Nothomb und Michel Houellebecq.

Frankreich ist Ehrengast. Dienstagabend eröffnete Staatspräsident Emmanuel Macron gemeinsam mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel die Messe.

Im Vorfeld wurde lamentiert, dass nur noch jeder Fünfte ein Buch lese. Verlagsleiter erklären, zwar seien weniger Bücher verkauft worden, weil aber die Preise gestiegen sind, seien die Einnahmen stabil geblieben. Fein. Die 45 Einzelverlage des deutschen Riesen Randomhouse etwa werfen Monat für Monat 200 Bücher auf den Markt und machten damit im vergangenen Jahr 309 Millionen Euro Umsatz.

Insgesamt erzielten die 3000 deutschen Buchverlage knapp 5,2 Milliarden Euro Umsatz. Das E-Book vermag sich entgegen der Prognosen nicht durchzusetzen, die Käuferzahl sank leicht. (Neue österreichische Zahlen wird es anlässlich der Wiener Buchmesse geben .)

Auftakt in Frankfurt war, wie berichtet, die Buchpreis-Verleihung an den Wiener Robert Menasse für seinen EU-Roman "Die Hauptstadt".

In der Frankfurter Allgemeinen herrschte darüber offensichtlich Ärger: Bei der Vergabe, so wurde kommentiert, sei die politische Agenda alles und Sprachvirtuosität nichts gewesen. Menasse ist auch im Rennen um den Österreichischen Buchpreis am 7. November – unter den Konkurrenten: Schwester Eva mit den Erzählungen "Tiere für Fortgeschrittene".

Und, passend zur Überforderung, diesmal bei Literaturpreisen: Der Österreichische Krimpreis, erstmals vergeben, geht an Thomas Raab. Sein schrulliger Möbelrestaurator Metzger hatte den ehemaligen AHS-Lehrer bekannt gemacht.

Raab schreibt zurzeit am Drehbuch für die Verfilmung von "Still": Es mordet jemand ... für mehr Stille in der Welt.

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