Frank-Herbert-Bestseller-Verfilmung "Dune": Die Wüste bebt
Von Susanne Lintl
Es staubt. Es ist laut. Es rumort so arg, dass man meint, unter dem Kinosessel wüte der Sandwurm.
Es geht ab in die Wüste.
Star-Regisseur Denis Villeneuve, der sich zuletzt an einem Remake von „Blade Runner“ abgearbeitet hat, hat das Science-Fiction-Epos „Dune“ nach dem Roman des amerikanischen Fantasy-Autors Frank Hermann neu verfilmt. Es ist eines von sechs Büchern der „Wüstenplanet“-Serie Herberts. „Dune“ wurde zum meistverkauften Sci-Fi-Roman der Serie.
Es handelt sich also um ein imposantes Ding, das hier im Kino auf uns zurollt. Eines, mit dem sich schon die großen Namen überhoben haben: David Lynch etwa, der mit seiner Version von „Dune“ scheiterte und sich im Nachhinein wegen seines fehlenden Rechts auf den Final Cut von dem Film distanzierte.
Nun also Denis Villeneuve: Er scheut zweieinhalb Stunden lang keinen Aufwand, um sicher zu sein, dass das Spektakel, das im Jahr 10191 angesiedelt ist, auch flasht. Sein Held ist der junge Paul Atreides, arrogant-zickig verkörpert von Everybody’s Regie-Darling Timothée Chalamet.
Spice
Er kämpft mit dem Haus Harkonnen um die Herrschaft auf dem Planeten Arrakis, wo mit riesigen Stahl-Mähdreschern das Gold des elften Jahrtausends, das bewusstseinsverändernde Gewürz Spice, geerntet wird. Wer die Herrschaft über die Spice-Felder hat, hat die Macht über das ganze Imperium, wird suggeriert. Spice sei so etwas wie das Erdöl der Zukunft.
Arrakis ist ein unwirtlicher Ort, bestehend aus Sanddünen, die von gigantischen Sandwürmern untergraben werden. Blitzschnell wühlen sie sich durch den Sand und verzehren alles, was ein Geräusch macht. Nur mit einem speziellen Sandwalk (offenbar angelehnt an Michael Jacksons Moonwalk) kann man ihnen ein Schnippchen schlagen.
Paul soll also gemeinsam mit Mutter Jessica, die einem feministischen Orden von Weltraumnonnen angehört, die Welt retten. Zu Hilfe eilen ihnen dabei die Fremen, ein Wüstenvolk mit dekorativen Nasenringkonstruktionen, die mit den Tücken in den Dünen umgehen können wie niemand sonst. Schon zu Beginn des Films erscheint Paul im Traum ein wunderschönes Wüstenmädchen, das sich dann in realiter als Angehörige des Fremen-Volks entpuppt. Da geht noch was mit den beiden, beim nächsten Mal: Am Ende des 155-Minuten-Getöses wird nämlich unverhohlen angedeutet, dass weitere „Dune“-Teile folgen werden.
Chalamet als Paul Atreides ist ein eigenartiges Phänomen: Er nervt mit seinem demonstrativ zur Schau getragenen Narzissmus und seinem Ich-bin-ja-so-cool-aber-verletztlich-Blick, gleichzeitig kann man sich wirklich keinen anderen in der Rolle vorstellen.
INFO: CAN/HU/USA 2021. 155 Min. Von Denis Villeneuve. Mit Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Oscar Isaac, Josh Brolin, Zendaya.
Filmkritik zu "Hochwald": Ein Traumtänzer aus der Provinz auf Selbstsuche
Evi Romen spricht gerne von einem „modernen Heimatfilm“, wenn sie von „Hochwald“ redet. Von der Geschichte eines jungen Außenseiters in einem Südtiroler Bergdorf, der – seinem Idol und Freund Lenz in die große Stadt folgend – ein Stück große, weite Welt erleben möchte. Doch der Ausflug nach Rom endet tragisch – Lenz kommt in einem Schwulenklub zu Tode, Mario ist in der Provinz mehr Außenseiter denn je. Warum ist Lenz tot und nicht er? Warum passt er sich nicht an? – Die Dörfler sind gnadenlos.
Thomas Prenn haucht diesem verunsicherten und sich selbst suchenden Mario aufregendes Leben ein – er ist perfekt besetzt. Kameramann Martin Gschlacht sorgt in Evi Romens Regiedebüt für die richtigen, atmosphärisch dichten Bilder, beim Schnitt macht man Romen nichts vor.
Nicht nötig gewesen wäre der Schwenk auf eine diffuse Islamisten-Szene am Bozner Hauptbahnhof, in die Mario in seiner Verzweiflung und Verlorenheit abzugleiten droht. Das scheint dann doch ein bisschen dick aufgetragen.
INFO: Ö/BE 2020. 107 Min. Von Evi Romen. Mit Thomas Prenn, Noah Saveedra.
Filmkritik zu "Paolo Conte - Via Con Me": Wunderbare Hommage an "Fürsten der Musik"
Gemütlich rollt der alte Fiat Topolino durch die idyllische piemontesische Landschaft, gesäumt von Weinbergen und sanften Hügeln. Das Auto, dem Paolo Conte seinen gleichnamigen Song gewidmet hat, zieht sich wie ein roter Faden durch dieses wunderbare Filmporträt des berühmten Cantautore: „Topolino amaranto“.
Es ist ein Vergnügen, in die Welt des Paolo Conte einzutauchen. Ertönt nur ein Akkord seiner Lieder, so fühlt man sich gleich versetzt in eine italienische Bar oder in ein Gespräch zweier Liebender: „Via via, vieni via con me. It’s wonderful, it’s wonderful, it’s wonderful, good luck, my baby“.
Bei Paolo Conte herrscht Ohrwurmalarm.
Regisseur Giorgio Verdelli rollt die Karriere des Musikers, der eigentlich Jurist ist, mit Verve auf. Erzählt vom Sohn einer Juristenfamilie aus Asti, der lange Jahre – der Familientradition folgend – als Notar arbeitete, ehe er sich voll und ganz der Musik verschrieb.
Welthit „Azzurro“
Anfangs hielt er sich im Hintergrund, schrieb und arrangierte Songs für andere. Wussten Sie etwa, dass Paolo Conte für Adriano Celentano den Welthit „Azzurro“ schrieb? Unvergleichlich lässig gibt Celentano im Film den Song in einer TV-Show zum Besten. So cool konnte ihn nicht einmal Conte selbst präsentieren.
Contes erste Soloplatte wurde dann im Jahr 1974 veröffentlicht – darauf war auch sein Klassiker „Via Con Me“ zu hören.
Neben Conte selbst kommen jede Menge Weggefährten zu Wort: Sein langjähriger Freund Roberto Benigni, der Conte überschwänglich als „principe della musica italiana“, quasi als regierenden Fürsten der italienischen Musikszene, bezeichnet. Aber auch Isabella Rossellini und die Sängerin Caterina Caselli schwärmen von Paolo, dem Gentleman. Conte, der mittlerweile 84 Jahre alt ist, gab übrigens – eine Seltenheit – im Juli 2021 ein Konzert in Grado. Zigfach überbucht, keine Chance auf Karten. Aber man konnte ihn hören, und das war schön.
INFO: I 2020. 100 Min. Von Giorgio Verdelli. Mit Paolo Conte und Freunden.
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