Flucht nach vorne
In Deutschland gibt es derzeit die ersten Todesopfer einer heimtückischen Krankheit zu beklagen, die man bisher nur vom Hörensagen kannte: Zeitungssterben.
Die Angehörigen stehen rund um die Bahre und weinen bitterlich. Dabei ist es nicht wirklich neu, dass sich die Branche in der Krise befindet. Und auch nicht, dass es (noch) kein wissenschaftlich erprobtes, gut verträgliches und garantiert wirksames Allheilmittel dagegen gibt. Eines wissen aber auch kleine Kinder, die von der Schaukel gefallen sind: Vom Jammern wird’s nicht besser.
Der im Hintergrund geführte Kampf um staatliche Zuwendungen (für sich selbst) und Regulierungen (für die anderen) ist wichtig und notwendig. Genauso notwendig sind aber: Lust. Hunger. Leidenschaft. Der Wille, jeden Tag spannenden, informativen und unterhaltsamen Journalismus zu liefern. Besser zu sein als die anderen, und schneller. Die Welt jeden Tag neu zu erfinden. Grenzen zu überschreiten. Sich selbst und das Publikum zu fordern und zu überraschen. Mutig zu sein, nicht ängstlich und routiniert. Frech zu sein, nicht angepasst und duckmäuserisch. Journalismus zu machen, der so gut ist, dass das Publikum nicht auf ihn verzichten will und so sexy, dass es ihm nicht widerstehen kann. Realisten nennen es eine Krise. Visionäre eine Chance.
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