"Richtige Arbeit" mit realistischer Weltsicht

Berlin, in Wien gedreht: Fitz als Erich Kästner und Nico Kleemann als junger Schauspieler
Schauspieler Florian David Fitz über Filmpreise, Jan Böhmermann und Erich Kästner.

Über seinen Drehbuchpreis hat sich Florian David Fitz bei der KURIER ROMY besonders gefreut. Weil er zur Abwechslung einmal "für richtige Arbeit" ausgezeichnet worden sei, sagte Fitz danach in seiner launigen Rede.

Der Münchner ist hauptsächlich als Schauspieler bekannt, aus der TV-Serie "Doctor’s Diary" und aus Filmen wie "Jesus liebt mich" oder "Hin und weg". Fitz schreibt auch Drehbücher, etwa 2010 für den Überraschungserfolg "Vincent will Meer" über einen Tourettekranken. Für die nun ROMY-gekrönte Komödie "Der geilste Tag" übernahm Fitz im Vorjahr Hauptrolle, Regie und Drehbuch. Wieder ging es um Menschen mit einem Handicap. Er und Matthias Schweighöfer spielen zwei Männer, die scheinbar nichts mehr zu verlieren haben, weil sie laut medizinischen Diagnosen in Kürze sterben sollen. Der Selbsterfahrungstrip führt die beiden bis an die Südspitze Afrikas.

"Richtige Arbeit" mit realistischer Weltsicht
epa05262743 German actor Florian David Fitz presents his Romy award for Best Story during the Romy Gala in Vienna, Austria, 16 April 2016. EPA/LISI NIESNER
Fitz hat eine Vorliebe für Stoffe, die sich vordergründig nicht für Komödien eignen. "Das ist eine größere Herausforderung", sagt er. "Ich mag diese Weltsicht, weil’s eine härtere, aber dafür auch realere Art von Komödie ergibt". Die Geschichte eines der Protagonisten sei wirklich so ähnlich passiert. Fitz stieß darauf, als er einmal im Hotel seiner Eltern als Nachtportier arbeitete.

Frisch und politisch

Bei der Wiener ROMY-Gala war er bereits zum zweiten Mal zu Gast. "Ich mag es, dass es hier sehr frisch und politisch ist. Und frech", sagt der 41-Jährige.

Eine pointierte Meinung hat Fitz zu der weiterhin schwelenden Affäre um das Erdogan-Schmähgedicht des TV-Satirikers Jan Böhmermann. Dass die Bundesregierung ihr Okay für Ermittlungen wegen Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes gab, findet er in Ordnung. "Merkel hat das vollkommen richtig gemacht. Sie hat gesagt, es ist nicht ihre Sache, sondern die der Gerichte. Und das ist dann schon wieder eine Botschaft an die Türkei." Dort sei das nicht mehr so klar getrennt, meint Fitz, "obwohl die Türkei eine große Tradition in der Gewaltenteilung hat". Der Paragraf, nach dem gegen Böhmermann ermittelt wird, sei aber "klarerweise ein Bullshit-Gesetz aus vergangener Zeit".

In eine sehr schwierige vergangene Zeit begab sich Fitz für den neuen TV-Film "Kästner und der kleine Dienstag", der im Sommer 2015 unter der Regie von Wolfgang Murnberger in Wien gedreht wurde. Erzählt wird die Geschichte von Hans-Albrecht Löhr, der 1931 die Kinderrolle des "kleinen Dienstag" in der Verfilmung von Erich Kästners Kinderbuchklassiker "Emil und die Detektive" spielte und ein Freund des Schriftstellers wurde. Mit Hitlers Machtübernahme trennten sich die Wege der beiden.

Bücherverbrennung

"Kästner ist einer der wenigen Autoren, die in Berlin die Verbrennung ihrer eigenen Bücher miterlebt haben", erzählt Fitz. Zur Erarbeitung der Rolle habe er Kästner neu entdeckt. "Ich fand eine Passage aus einem Reich-Ranicki-Interview: Im Zweiten Weltkrieg hatte er in seinem Versteck nur ein Gedichtbändchen von Kästner. Das fand ich irgendwie schön. Ich suchte dann nach Kästners Gedichten und verstand, warum die Nazis etwas gegen ihn hatten: Sehr weltklug, sehr pazifistisch, ironisch".

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