Florence + The Machine live in Wien

Florence Welch, 29, die Frontfrau von Florence + The Machine
Die Britin begeisterte mit vielfältigem Sound und leidenschaftlichem Einsatz.

„Wollt ihr mit uns high werden?“, fragte Florence Welch nach dem fulminanten Auftakt ihrer Wien-Show. Das Publikum in der seit Wochen ausverkauften Stadthalle antwortete mit einem euphorischen „Yeah“ – und machte sich genauso leidenschaftlich dran, das zu erreichen, wie die feurige Frontfrau von Florence + The Machine.

Innerhalb weniger Jahre hat sich die 29-Jährige vom Indie-Act zum Massenphänomen entwickelt, von der Arena in die Stadthalle hochgearbeitet, von 1000 Besuchern zu 16.000. Und zwar ohne Kompromisse, ohne jedes Anbiedern an den Mainstream. Dass sie auch live so eklektisch klingt wie auf Platte, zeigt sich in der Stadthalle schon daran, dass Welch die übliche Rockbandbesetzung mit Bläserinnen und einem Harfenisten verstärkt.

Entsprechend facettenreich ist die Show. Anfangs konzentriert sich die Britin noch auf geradlinige, vorwärtstreibende Songs wie „Ship To Wreck“ und „What The Water Gave Me“. Doch bald kommt die Bandbreite ins Spiel, die Welchs Alternative-Rock so spannend macht: Mal mischen sich Elemente aus dem Folk in den Sound, mal atmosphärische Elektronik. Bei „How Big How Blue How Beautiful“, dem Titelsong ihres jüngsten Albums, sind es Anleihen aus der Klassik. Und „Long & Lost“ ist eine verträumte sehnsüchtige Ballade mit zarten Blues-Elementen.

Derwisch

Ein mitreißendes Ganzes wird diese Vielfalt durch komplexe und zumeist wuchtige Rhythmen. Aber vor allem durch Welchs mächtige Charakter-Stimme, die genauso schrille wie zerbrechliche Untertöne haben kann. Dazu kommt die schon legendäre Bühnenpräsenz der Powerfrau.

Permanent ist sie in Bewegung, rast von einem Bühnen-Eck zum anderen, dreht sich wie ein Kreisel, dass die roten Haare waagrecht in der Luft stehen. Mit ihrem durchsichtigen Rüschenkleid, das dabei genauso gern fliegt wie die Mähne, wirkt sie wie eine schwerelose Fee. Gelegentlich auch wie eine Hexe – wenn sie zu einem klotzigen Beat stampft wie ein Bauarbeiter, oder zu hektischer Percussion wie ein besessener Derwisch zuckt und herumwirbelt.

Es ist auch dieser Mut von Welch, dem Ausdruck Vorrang vor der Anmut zu geben, der dieses Konzert so speziell macht. Sie stürzt sich mit allem was sie hat und geben kann in ihre Songs, gibt ihnen so eine unwiderstehliche, mitreißende Dringlichkeit. Und die bewirkte in Wien, dass danach tatsächlich nur grinsende, glückliche Menschen durch die Halle schwebten – high allein von dem eben Erlebten.

KURIER-Wertung:

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