Finale mit rauchendem Fels in der Brandung

Eine junge Frau sitzt in einem verlassenen Raum auf einem Stapel Steine.
Die Viennale konnte bei ihrer 50. Ausgabe die 100.000-Besucher-Marke wieder nicht knacken. Am Mittwoch ging das Wiener Filmfestival mit dem Film "L'intervallo" zu Ende. Die meisten Preise wurden in Abwesenheit vergeben.

Das Finale der 50. Viennale ist mit der Preisverleihung, einer Ehrenmedaille und dem italienischen Film "L'intervallo" von Leonardo di Costanzo im Wiener Gartenbaukino begangen worden. Auch wenn die meisten Preise in Abwesenheit vergeben wurden, entwickelte sich die Gala im Vorfeld des Abschlussfilms zum ausgiebigen Dankesreigen, wurde mit Elisabeth Hajdu doch "die Seele des Festivals" in den Ruhestand verabschiedet. Die Stadt Wien überreichte ihr für die 41-jährige Tätigkeit eine Ehrenmedaille. Die Geehrte selbst bedankte sich pauschal, weil sie "sehr viele Dankeschöns sagen müsste" und bezeichnete sich als "Mädchen für alles" beim Festival. Direktor Hans Hurch nannte sie den "rauchenden Fels in der Brandung" und attestierte ihr, dass sie immer Teil der Viennale bleiben werde. Und Präsident Eric Pleskow beschwor ihren "guten Geist", der noch lange über dem Festival schweben solle.

Ansonsten holten nur Paul-Julien Robert von "Meine Keine Familie", der den Wiener Filmpreis für den besten Dokumentarfilm entgegennahm und nach sechs Jahren Arbeit an der Friedrichshof-Doku den Erfolg kaum glauben mochte, und Rainer Frimmel von "Der Glanz des Tages" (ein New-York-Stipendium der Ersten Bank) ihren Preis persönlich ab. Frimmel dankte sehr, "auch im Namen von Tizza (Covi, Anm.), die nicht da sein kann". Für Michael Haneke sprang dessen Produzent Veit Heiduschka ein, der den Wiener Filmpreis für den besten Spielfilm (für "Amour") freudig annahm und der Viennale noch weitere 50 erfolgreiche Jahre wünschte.

Der Fipresci-Preis der internationalen Filmkritik ging an Kenneth Lonergans "Margaret", den Publikumspreis der Leserjury der Tageszeitung "Der Standard" empfingen Verena Paravel und Lucien Castaing-Taylor laut ihren Grußworten "geehrt und erfreut" und "mit einem Kuss auf die Nase von Hans Hurch". Dieser ist während des Festivals in Mitleidenschaft gezogen worden, Hurch selbst sprach von einem "erschöpfenden, ermüdenden Jubiläum. Trotzdem ist die Viennale für mich immer ein großer Glückszustand."

Mit den angepeilten 100.000 Besuchern ist es auch im Jubiläumsjahr der Viennale nichts geworden. Die 50. Ausgabe verzeichnete mit 96.900 Besuchern ein kleines Plus gegenüber dem Vorjahr (96.600) und mit 79,6 Prozent eine leicht gesunkene Auslastung (2011: 79,9 Prozent). Das teilte das Festival in einer Aussendung mit.

Caine-Tribute und Lang-Retrospektive als Zugpferde

Die Viennale verzeichnete in diesem Jahr 114 ausverkaufte Vorstellungen (von insgesamt 345). Besonderen Zuspruch erfuhren das Tribute an den britischen Schauspieler Michael Caine, das Filmarchiv-Programm "Wien - Moskau" und die Filmmuseums-Retrospektive zu Fritz Lang. Hinter den Erwartungen zurück blieben das Horrorfilm-Special "They wanted to see something different" und die erstmalige Werkschau zum Italiener Alberto Grifi. Die Jubiläumsausgabe wurde von 160 Filmschaffenden und 682 Akkreditierten besucht.

www.viennale.at

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