Filmkritik zu "Zauberer": Pubertäre Sex-Fantasie

Tamara Metelka und Nicholas Ofczarek: "Zauberer"
"Zauberer", das Filmdebut von Sebastian Brauneis, als fauler Zauber seelischer Abgründe.

Bei diesem Film schwankt man als Zuschauer zwischen Faszination, Mitleiden mit den Hauptdarstellern und der Frage: Was sehe ich hier eigentlich? Einen Experimentalfilm rund um käufliche Liebe, durchsetzt mit pubertären Sex-Fantasien und erotischen Altherren-Visionen? Einen Thriller rund um einen entführten Buben? Das emotionale Scheitern einer Beziehung zwischen einem Psychotherapeuten und seiner von Geburt an blinden Lebensgefährtin? Oder die Geschichte einer Prostituierten, deren Sohn seit einem Unfall im Wachkoma dahinvegetiert?

Man will, dass dieses Verwirrspiel, das die Täuschung zum erzählerischen Prinzip erklärt, bald aufhört. Und trotzdem bleibt man neugierig – was vor allem an den durchwegs soliden schauspielerischen Leistungen liegt. In der ORF-Serie „Böstereich“ (2014) – mit Nicholas Ofczarek und Robert Palfrader in den Hauptrollen – ging Regisseur Sebastian Brauneis auf Sightseeingtour durch die emotionalen Hinterhöfe und Kellergassen Wiens. In seinem Spielfilmdebüt, basierend auf einer Erzählung von Clemens Seitz, begibt er sich auf einen ähnlichen Trip. Wer als Zuschauer bereit ist, sich als Beobachter auf den faulen Zauber seelischer Abgründe einzulassen, mag an diesem Film Gefallen finden. Wer lieber vernünftelt und auf solides Thriller-Handwerk hofft, wird angesichts des vorherrschenden Psycho-Wirrwarrs verlieren – unter anderem die Geduld.

Text: Gabriele Flossmann

INFO:  Ö/CH 2018. 109 Min. Von Sebastian Brauneis. Mit Michaela Schausberger, Nicholas Ofczarek.

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