Filmkritik zu "The Zone of Interest": Das Grauen hinter der Gartenmauer
Von Susanne Lintl
Der Tod ist zu hören. Über die Tonspur, in Form von Schreien gequälter Menschen, von Hundegebell und Schüssen. Dazu steigt – weithin sichtbar – dichter Rauch aus den Schloten von Auschwitz auf.
Im Haus der Familie Höß nebenan zupft Hedwig Höß indes an ihren Blumen und trinkt Tee mit den Frauen der anderen Nazi-Größen. Die Kinder toben durchs Haus, Hedwigs Mutter weilt zu Besuch. So, als wäre nichts. Die perfekte Verdrängung.
Es hat den Briten Jonathan Glazer („Under the Skin“) gebraucht, um einen der besten und eindringlichsten Filme der letzten Jahre über den Holocaust abzuliefern. Inspiriert vom Buch des Bestsellerautors Martin Amis ließ Glazer in unmittelbarer Nähe des früheren KZ Auschwitz die Villa von Lagerkommandant Rudolf Höß nachbauen und dort die alten Gespenster auferstehen. Gemeinsam mit seinen Hauptdarstellern Christian Friedel und Sandra Hüller führt Glazer die Banalität des Bösen vor, den bizarren Alltag von Menschen ohne Skrupel. Als Höß nach Berlin versetzt wird, will Hedwig nicht mit: „Wir haben uns hier doch so was Schönes aufgebaut!“
Ein heiliges Monster von einem Film.
INFO: GB/USA/PL 2023. 106 Min. Von Jonathan Glazer. Mit Sandra Hüller, Christian Friedel.
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