Filmkritik zu "The World to Come": Die neue Welt gibt es nicht

Verbotene Nähe zweier Siedlerfrauen im puritanischen Amerika des 19. Jahrhunderts: Katherine Waterston (re.) und Vanessa Kirby
Die norwegische Regisseurin Mona Fastvold arbeitet die verbotene Beziehung zweier Siedlerfrauen in der Gründergeschichte der USA auf

Von Susanne Lintl

Der eisige Wind fegt gnadenlos ums Haus, so, als wolle sich die Natur dagegen wehren, dass der Mensch sie zum Untertan machen will. Jede Beschaffung von Brennholz, Wasser oder Nahrung ist ein Kraftakt dort draußen im rauen Nordosten der USA. In diesem unerschlossenen Teil des Landes versuchen sich der Farmer Dyer und seine Frau Abigail eine Existenz aufzubauen. Mit der Vision vor Augen, eine neue Welt zu gestalten, eine bessere, freudvollere.

Die Sinnfrage in ihrem von Arbeit und Entbehrung geprägten Leben stellt sich für Abigail und Dyer, als ihre kleine Tochter an Diphtherie stirbt. Von da an ist nichts mehr, wie es war. Das Paar ist entfremdet und zu keinen Zärtlichkeiten mehr fähig. Flüchtet sich in die Trauer erstickender Routine harter Arbeit. Das Gemeinsame, das so selbstverständlich war, ist mit dem Kind verschwunden.

Als sich in der Nachbarschaft ein neues Farmerspaar niederlässt, kommt wieder Leben ins Haus. Die flamboyante Tallie und Abigail verstehen sich auf Anhieb, entwickeln binnen kurzer Zeit eine innige Frauenfreundschaft. Die rothaarige, elegante und offene Frau weckt in Abigail Gefühle, die sie noch nicht kannte.

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