Filmkritik zu "Spider-Man: Across the Spider-Verse“: Spinne in Gaming-Optik

Die spinnen, die Spinnen: „Spider-Man“ als digitaler Held
Atemloser, überlanger „Spider-Man“-Relaunch in computergenerierter Animtaion mit Bildern in Retrofarben, Teil 2

Von Susanne Lintl

„Let’s do it differently!“, verkündet eine Off-Stimme zu Beginn des Films. Ja, anders ist dieser „Spider-Man“ , so wie schon sein erster Relaunch-Vorgänger vor viereinhalb Jahren. Kein Peter Parker aus Fleisch und Blut mehr, der Hochhauswände hinauf kraxelt. Stattdessen computergenerierte Animation mit Bildern in Retrofarben, als hätte man sie direkt aus alten Comic-Heften entnommen.

Die Story ist so bescheuert wie nebensächlich: „Spider-Man“-Underdog Miles Morales wird in einem New Yorker U-Bahn-Tunnel von einer radioaktiven Spinne gebissen und entdeckt ein Beschleunigergerät, mit dem der Bösewicht Kingpin seine ermordete Familie aus anderen Universen zurückholen will. Peter Parker wird beim Versuch, das Gerät zu deaktivieren, getötet – Miles Morales führt seine Mission weiter. Im Spider-Verse trifft er auf zahlreiche Spider-Man-Inkarnationen aus verschiedenen Universen und auf Spider-Woman Gwen Stacy. Gemeinsam nehmen sie den Kampf gegen den bösen Kingpin und seine Schergen auf.

Zwei Stunden und zwanzig Minuten lang entfaltet sich mit großem Getöse, sprich: nervös pulsierenden Rap-Beats, ein Actionspektakel, das die Optik eines Videogames hat. Die Schnitte sind hart und rasant wie die einer Maschinenpistole, die Figuren sprechen im gehetzten Turbomodus. Gekämpft wird mit unaussprechlichen Geräten. Sprechblasen poppen auf, bunte kubische Gebilde durchzucken stroboskopartig die Szenen. Mit Fortschreiten der 140 Minuten spürt man, wie der Puls rast, der Blutdruck steigt.

Bitte, Schnitt, Ende!

Ein zeitgemäßer Spider-Man? Mag sein. Der analoge hat es auch getan.

INFO: USA 2023. 140 Min. Von Joaquim Dos Santos.

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