Filmkritik zu "Joyland": Lebensfroher Tabubruch

Ali Junejo und Alina Khan in "Joyland"
Regisseur Saim Sadiq gibt Einblick in eine unbekannte Seite der rigiden pakiastanischen Gesellschaft

Von Susanne Lintl

Ein Spaß ist Haiders Leben in Lahore nicht. Der Vater, ein Patriarch vom alten Schlag, kommandiert ihn vom Rollstuhl aus herum. Bruder und Schwägerin behandeln den jungen Mann wie einen Dienstboten, der ihnen jederzeit zur Verfügung steht. Und Haiders Ehefrau Mumtaz bringt mit ihrem Job als Kosmetikerin das Geld nach Hause. Haider, der Pechvogel, findet nämlich keinen Job.

Alles ändert sich, als Haider die ihm völlig unbekannte Welt von Joyland, einem erotischen Tanztheater, kennenlernt. Eine verfemte Subkultur in der streng gläubigen pakistanischen Gesellschaft, etwas, mit dem man besser nichts zu tun hat. Doch Haider fühlt sich magisch angezogen von dieser fremden Welt, im speziellen von der Transfrau Biba. Für sie lernt er sogar tanzen und tritt als ungelenker Backgroundtänzer bei ihren Shows auf.

Natürlich kann das nicht gut gehen. Das Drama eskaliert, als Mumtaz schwanger wird und Haider sie wegen Biba sträflich vernachlässigt.

Saim Sadiq schafft es auf eine wunderbar lakonische Weise, die Identitätskonzepte und eingefahrenen Rollenmuster einer pakistanischen Familie ins Wanken zu bringen. Dass eine Transfrau im Mittelpunkt steht, brachte dem Regisseur viel Kritik und feindselige Reaktionen in Pakistan ein. Aber was solls: Sein Tabubruch ist lustig, lebensfroh und voll revolutionärer Kraft.

INFO: PK/F 2022. 126 Min. Von Saim Sadiq. Mit Ali Junejo, Rast Farooq, Alina Khan.

Kommentare