Filmkritik zu "Die Poesie der Liebe": Karikatur einer Sehnsucht

Filmkritik zu "Die Poesie der Liebe": Karikatur einer Sehnsucht
Die scharfkantige Liebeskomödie beginnt wenig überraschend - doch testet dann Genregrenzen aus.

Die Geschichte einer epischen Ehe mit glänzenden Momenten und tiefen Furchen, die sich im Schatten einer Karriere entwickelt: Victor (Nicolas Bedos), der scheinbar begnadete Schriftsteller mit Dostojewski-Komplex, verliebt sich über einige Umwege in die charismatische Sarah ( Doria Tillier). Die Koproduktion von Bedos und Tillier beginnt dann wie die klassisch-französische Komödie über Liebe, Verlangen und Tränen in den Straßen von Paris, die  titelgemäß zu erwarten ist.
Der Querschnitt durch die 40 Jahre andauernde Beziehung entpuppt sich jedoch, aus Sarahs Perspektive, schnell als endlose Tirade der Oberflächlichkeiten in einem Kabinett flach gezeichneter Figuren, die zwar nacheinander streben, es bis zum Schluss jedoch nie schaffen, einander wirklich zu berühren. Jedes Element bleibt für sich, gefangen im Käfig des eigenen Selbstbilds. Sich im Lieben, Leiden und Künstler-Sein gefallen –  scharfkantig witzigem Narzissmus wird in dieser Liebesgeschichte ein nicht ganz unbedeutender Platz eingeräumt.  Allen überzeichneten Zuspitzungen zum Trotz findet „Die Poesie der Liebe“ auch Zeit,  hinter die Fassade zu schauen  und die Grenzen des Genres mit karikierenden Momenten intelligent auszureizen.

 

Text: Fee Niederhagen

INFO: F/BL 2017, 120 min. Von und mit Nicloas Bedos, mit Doria Tillier und Denis Podalydès.

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