Filmkritik zu "Die geheimen Farben der Liebe": Blind verliebt

Adriano Giannini und Valeria Golino in "Die geheimen Farben der Liebe"
Charmante Tragikomödie über einen Womanizer, der sich in eine blinde Frau verliebt und mit seinem Beute-Schema bricht.

Wenig im Leben überlässt der Mensch dem Zufall – nur bei der Suche nach dem richtigen Partner wartet er auf Amors Pfeil. Dessen Trefferquote vertraut er bis heute lieber der Macht des Schicksals an, auch wenn er diese inzwischen mehr und mehr ans Internet delegiert. Entsprechend groß ist die Vielfalt, mit der das Thema “Liebe“ im Kino wieder und wieder abgehandelt wird.

Silvio Soldini bereichert diesen Reigen nun einmal mehr mit einer außergewöhnlichen Variante. Nach der schrullig-komischen Romanze „Brot und Tulpen“, in der ein Mann und eine Frau durch ein erotisches Abenteuer ihrer Midlife-Crisis entkommen, erzählt der italienische Regisseur nun von einer aktiven und attraktiven Endvierzigerin, die auf einen Schönling und Frauenhelden trifft. Sie ist blind, aber lebensklug – er kann sehen, allerdings (noch) nicht mit dem Herzen.

Valeria Golino spielt höchst mitreißend jene Emma, die als Teenager ihr Augenlicht verlor, aber nicht ihren Lebensmut.

Dass sich der eher oberflächliche Womanizer Teo ausgerechnet in eine Blinde verliebt, die offensichtlich so gar nicht seinem bisherigen Beuteschema entspricht, wird auf Dauer des Films nicht wirklich glaubwürdig. Aber aufgrund der sympathischen Darsteller will man dies nur allzu gerne glauben.

Präzise beobachtete Details und kluge Dialoge machen den Film trotz mancher Ungereimtheiten zu einem amüsanten Exkurs über die Zufälle des Lebens und der Liebe.

Text: Gabriele Flossmann

INFO: I/CH 2017. Von Silvio Soldini. Mit Valeria Golino, Adriano Giannini.

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