Filmkritik zu "Das Tier im Dschungel": Tanzen gegen den Blues des Lebens
Von Susanne Lintl
Es wird viel getanzt in dieser offensichtlichen Hommage an die französische Clubkultur, der Regisseur Patric Chiha hier huldigt. Immer wieder, quasi zur Überbrückung der restlichen Szenen, blendet er die tanzende, ekstatische, sich im Rhythmus wogende Menge ein, zoomt auf originelle Typen, auf schöne junge Menschen, die sich besonders gut bewegen können.
Seit vielen Jahren lebt der in Wien geborene Chiha in Paris, und – man fühlt es – er liebt die dortige Szene.
May, sorgenbefreite Kunstgeschichte-Studentin, und John sind sofort elektrisiert, als sie sich im Club (wieder) treffen. John wirkt verloren und verletzlich, was ihn für May erst recht interessant macht. Seine Behauptung, er warte auf ein unbekanntes, lebensveränderndes Ereignis, fasziniert sie. Sie beschließt, mit ihm gemeinsam zu warten, man trifft sich im Club.
Doch es kommt nichts, es gibt kein Ereignis. Nur die Tatsache, dass May und John nicht mehr voneinander loskommen. Und dass weiter getanzt wird, dass für die Tanzenden nur der Moment, die Gegenwart zählt. Cineastische Realitätsflucht frei nach Henry James.
INFO: Ö/F/BEL 2023. Von Patric Chiha. Mit Tom Mercier, Anaïs Demoustier.
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