Filmkritik zu "Wildes Land - Die Rückkehr der Natur": Kampf gegen Traditionen
Von Gabriele Flossmann
In dieser filmischen Hommage an die Natur versucht ein junges Paar den Kreislauf der Natur einigermaßen wiederherzustellen. Gemeinsam erbten Paar Isabella Tree und Charlie Burrell in den 1980er-Jahren das Landgut Knepp in Südengland. Ein herunter-gekommenes, 400 Jahre altes Anwesen. An der Schwelle vom 20. zum 21. Jahrhundert, so erzählt der Film, müssen viele Menschen der Tatsache ins Auge sehen, dass der herkömmliche Landwirtschaftsbetrieb nicht nur die Natur ausbeutet, sondern auch immer weniger profitabel wird.
Isabella und Charlie haben jedenfalls die geerbte Farm mit 1,5 Millionen Pfund Schulden übernommen. Das Land lag brach, der Boden bestand nur noch aus unfruchtbarer Erde, und die Artenvielfalt war auf beängstigende Weise dezimiert. Die beiden begannen daher, gegen die fest eingefahrenen Traditionen einer „kommerziellen“ Landwirtschaft anzukämpfen und wagten es, das Schicksal ihrer Farm in die Hände der Natur zu legen.
Der Film entstand nach dem 2018 veröffentlichten Buch "Wilding: The Return of Nature to a British Farm“ der britischen Autorin Isabella Tree, das zu einem Bestseller wurde und bisher in acht Sprachen übersetzt wurde. Sie war es, die gemeinsam mit ihrem Mann Charles den radikalen Neuanfang wagte und die geerbte Farm in ein großangelegtes Renaturierungsprojekt verwandelte, das heute als eines der bedeutendsten in Europa gilt. Der Film zeigt eindrucksvoll, wie das Land durch die Einführung von Wildtieren und den Verzicht auf Chemikalien seine ursprüngliche Vielfalt zurückerlangen konnte.
Der Film ist aber nicht „nur“ eine Hommage an die Kraft der Natur, sondern auch eine scharfe Kritik an der industriellen Landwirtschaft. In faszinierenden Kamerafahrten und eindrucksvollen Tieraufnahmen erzählt der Film von der Heilung der Böden und der Rückkehr von Arten, die in der Region längst ausgestorben waren. Besonders die Aufnahmen von Störchen, Bibern und Rehen, die ungehindert durch die Landschaft ziehen, unterstreichen die Botschaft des Films: Die Natur kann sich selbst heilen, wenn wir sie in Ruhe lassen. Andererseits bleibt die Dokumentation in manchen Bereichen vage. Wie genau das Experiment über zwei Jahrzehnte finanziert wurde, bleibt im Unklaren. Auch konkrete politische und wirtschaftliche Hindernisse, gegen die Isabella und Charlie zu kämpfen hatten werden nur am Rande erwähnt. Da wir aus diesem Film lernen sollten, wären diese Informationen hilfreich gewesen.
INFO: GB 2023. 75 Min. Von David Allen. Mit Matthew Collyer, Isabella Tree.
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