Vielleicht ist es das ungewöhnliche Setting in der postkolonialen Malaise der Demokratischen Republik Kongo, die das Spielfilmdebüt des belgisch-kongolesischen Rappers Baloji so aufregend macht. Die unheimliche Atmosphäre, die schamanischen Tänze, die brennenden Vogelscheuchen in der Savanne, die in pudrigen Nebel gehüllten halb nackten Kämpfer, die brutalen Ritualen huldigen. Jedenfalls zieht Baloji mit seiner mystisch aufgeladenen Betrachtung einer armen, immer noch zutiefst archaischen Gesellschaft, in den Bann. Sein Protagonist Koffi, der nach 18 Jahren in Frankreich wieder in seine Heimat zurückkehrt, um der Familie seine schwangere (weiße) Frau vorzustellen, findet sich wieder in einem Albtraum aus Flüchen, Hexenmythen und Vorurteilen. Er muss sich des Verdachts erwehren, ein mit einem Fluch belegter Zauberer aus dem fernen Europa zu sein. Seine Suche nach Versöhnung mit dieser irrationalen, mythenbeladenen Gesellschaft wird sich nicht erfüllen.
Baloji liefert einen bildstarken, von eigenen Erinnerungsflashes durchdrungenen Genremix, der Koffi und Alice wie tragische Shakespeare-Figuren erscheinen lässt und zugleich einen dokumentarischen Blick auf das heutige urbane Afrika mit Motorradgangs und Drogendealern wirft. Faszinierend.
INFO: BE/F/COD/ZAF/D 2023. 90 Min. Von Baloji. Mit Marc Zinga, Lucie Deboy.
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