Der Film erzählt von einer vergangenen Zeit, betrachtet durch die Linse seines Kindheitshelden: Seines Großvaters, der einst eine wichtige Figur des sowjetischen und ukrainischen Kinos war. Und es scheint, als habe Ivanko nicht nur die Augenfarbe des Großvaters geerbt, sondern auch den unbestechlichen filmischen Blick und die kraftvolle Sensibilität, die vorgefundenen Bilder zu einem eigenständigen Werk zusammenzufügen.
Nachdem Ivanko etwa 450 Rollen Negative entwickelt und gesichtet hat, wird der Mittzwanziger zum Regisseur seiner eigenen Reise durch die Biografie seines Vorfahren. Einer Reise, die uns durch die Geschichte (s)einer Familie führt, aber auch durch die Geschichte der Ukraine. Von den Sechzigerjahren bis in die Gegenwart.
Der Film hilft uns als Zuschauer, die Zerbrechlichkeit von Machtgefügen, der Kunst und der Zeit besser zu verstehen – und die Macht des Zusammenhalts zwischen den Generationen. Einige Bilder, die die lange Lagerung in der Garage des Großvaters nicht unbeschädigt überstanden haben, dienen als Illustration der Unordnung, die die Demenz in den Kopf des Großvaters gebracht hat. Da er vieles vergisst und sich sein geistiger Zustand immer weiter verschlechtert, wird es für Igor Ivanko im Laufe des Dokumentarfilms immer wichtiger, diese Momente, in denen die Zeit zum Stillstand gebracht wurde, zu bewahren. Der Film illustriert die Zusammenarbeit zwischen Enkel und Großvater als gemeinsam geschaffenes, einfühlsames Patchwork einer Erinnerung, aus der wir alle lernen können.
Igor Ivanko kommt zur Premiere im Metro Kinokulturhaus (Montag, 19.00) nach Wien.
INFO: USA/SK 2022. 85 Min. Von und mit Igor Ivanko. Mit Leonid Burlaka.
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