Filmkritik zu "Die Unschuld": Ein Mobbing-Fall in der Schule
Von Gabriele Flossmann
Dieser Film hat eigentlich alles, was ein Blockbuster braucht: Unschuld, Schuld, Verfolgung eines (Sexual-?)Verbrechers. Wäre er nicht das neueste Werk des japanischen Regie-Stars Hirokazu Kore-eda. Es geht darin um eine schwierige Mutter-Sohn-Beziehung. Und darum, dass Dinge oft anders sind, als sie auf den ersten Blick scheinen.
Auf den ersten Blick nämlich wirkt „Die Unschuld“ wie ein Coming-of-Age-Drama rund um einen alles andere als unschuldigen Teenager. Zuerst sind es nur Kleinigkeiten, die seiner alleinerziehenden Mutter an ihrem Sohn Minato auffallen. Etwas stimmt nicht mit diesem. Sie bohrt so lange nach, bis er zugibt, dass er von seinem Klassenlehrer körperlich angegriffen wurde. An diesem Punkt verlagert sich der Fokus der Handlung und nimmt die Perspektive des Lehrers ein. Und aus dieser Sicht scheint es, dass Minato seiner Mutter nicht die ganze Wahrheit gesagt hat. Was wirklich mit Minato los ist, weiß vielleicht sein bester Freund Yori, der mit ihm in einer Fantasiewelt lebt, zu der „Fremde“ keinen Zutritt haben.
Dass das Publikum bei den verschlungenen Spannungskurven des Films nicht ins Schleudern kommt, verdankt er seiner hohen Erzählkunst.
INFO: JAP 2023. 127 Min. Von Hirokazu Kore-eda. Mit Sakura Andô, Eita Nagayama.
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