Hintersinnige Komik aus Bhutan: "Was will der Lama mit dem Gewehr?" gelingt ein originelles Plädoyer gegen Gewalt
31.07.24, 16:30
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von Gabriele Flossmann
Was kann Kino in einer Welt, die in Chaos und Krieg zu ersticken droht? Die ganze Welt? Nein. Bhutan, das kleine buddhistische Königreich im Himalaya, ist anders.
Dort ist die Welt in Ordnung. Zumindest war sie es, bis der König auf die Idee kam, sein Volk „modernisieren“ zu wollen. Zuerst durch Aufhebung des Fernsehverbots. Und dann auch noch durch die Einführung der Demokratie.
Im kleinen Himalaya-Reich, als dessen Staatsziel man heute noch das „Brutto-Sozialglück“ nennt, wurde 2008 zum ersten Mal gewählt. Aber ist eine Demokratie demokratisch, wenn keiner weiß, wie sie funktioniert? Diese Frage stellt der bhutanische Regisseur Pawo Choyning Dorji in seinem Film, der in jenem Jahr spielt, in dem der König tatsächlich beschloss, Bhutan in die jüngste Demokratie der Welt umzuwandeln: Als im erst seit wenigen Jahren zugelassenen Fernsehen neben James-Bond-Filmen auch noch Wahlwerbespots laufen, reicht es dem alten, hochverehrten Lama. Er kündigt seinem Schüler, einem jungen Mönch, eine wichtige Zeremonie an. Dafür braucht er „möglichst tödliche Schusswaffen“.
Zuvor wird dem Volk eine Testwahl verordnet. Zur Übung in Sachen Demokratie. Eigens dafür werden fiktive Parteien gegründet: Blau steht für Freiheit und Gleichheit, Rot für industrielle Entwicklung und Gelb für Tradition.
Um die „Aufgaben“ politischer Parteien zu verstehen, werden die Dorfbewohner willkürlich in Gruppen eingeteilt. Sie sollen Sympathisanten der unterschiedlichen Wahlprogramme spielen und einander mit vorgegebenen, teils recht populistischen Slogans anschreien. Was ältere Dorfbewohner dazu veranlasst, die Veranstalter zu fragen, warum man ihnen schlechtes Benehmen und Unhöflichkeit beibringen will. „So sind wir nicht“, ermahnt eine alte Frau die Wahl-Veranstalter. In einem der lustigsten Momente des Films kommt der junge Mönch auf der Suche nach den vom Lama gewünschten Gewehren in ein ländliches Lokal.
James Bond
Er bestellt zur Erfrischung „schwarzes Wasser“ – hierzulande besser bekannt als „Coca-Cola“. Im Lokal haben sich die Dorfbewohner vor einem der raren TV-Geräte versammelt. Zu sehen gibt es „Ein Quantum Trost“.
Die Allgegenwart von James Bond und seiner Vorliebe für Waffen wird zum wiederkehrenden Motiv. Zur Metapher für die Waffenkultur Amerikas. Der junge Mönch findet schließlich bei einem Bauern ein antikes Gewehr. Es stammt angeblich aus dem amerikanischen Bürgerkrieg. Dieses seltene Relikt wird auch von einem Sammler begehrt, der extra dafür aus den USA nach Bhutan gereist ist. Mit seiner Waffenbesessenheit und seiner Überzeugung, dass Geld jedes Problem lösen kann, ist er quasi ein Stellvertreter für die USA.
Der Höhepunkt dieses filmischen Bhutan-Trips findet an einem Ort statt, den der Lama „den erleuchteten Geist Buddhas“ nennt. Die Menschen sollen sich dort auf wahre Werte konzentrieren. Was man an einem so heiligen Ort mit tödlichen Gewehren tun kann – oder besser noch: tun soll – präsentiert der Lama auf höchst originelle Weise.
(kurier.at, hub)
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