Landkrimi beleuchtet toxische Männlichkeit
Auch die traditionelle Premiere des ORF-Landkrimis war bis auf den letzten Platz gefüllt: Nach ihrem ersten Fall „Vier“, legte Regisseurin Marie Kreutzer mit ihrem durchwegs spannenden Landkrimi „Acht“ nach. Die charismatische Regina Fritsch ist bereits in ihrem vierten Niederösterreich-Film im Ermittlungseinsatz – diesmal erstmals unterstützt von Thomas Prenn. Er ist der Kollege vor Ort, der der Frau Chefinspektorin zur Hand geht: Die Arbeitsbeziehung zu seiner älteren, manchmal recht barschen Vorgesetzten unterfüttert Kreutzer mit subkutan flirtendem Unterton, der der Dynamik zwischen den Ermittlern eine temperamentvolle Note verleiht.
Ein Arzt wurde per Herzschuss vor seinem Haus ermordet. Wie das Ermittlerpaar herausfindet, bewegte sich das Opfer in rechtsradikalen Kreisen. Seine Witwe, sensibel gespielt von Verena Altenberger, gibt vor, von den politischen Umtrieben ihres Mannes nicht viel gewusst zu haben. Eine rechtsradikale Corona-Leugnerin allerdings, die den Verstorbenen aus der Szene kennt, ist sich in ihrem Urteil sicher: „Er war ein Frauenhasser.“
Marie Kreutzer, die das Drehbuch selbst geschrieben hat, ist dezidiert daran interessiert, ihren Kriminalfall mit gesellschaftspolitischen Themen zu verknüpfen. Es gehe um Genderstereotypen und toxische Männlichkeit, so die Regisseurin vor dem begeisterten Publikum.
Neue Initiative gegen Machtmissbrauch in der Filmbranche
Apropos toxisch: Wer genau hinhört, erkennt Verena Altenbergers Stimme in einem animierten Trailer, der auf der Diagonale mehrfach zum Einsatz kommt und unter dem Titel „Bring’s ans Licht“ für mehr Aufmerksamkeit zum Thema Diskriminierung und Machtmissbrauch innerhalb der Filmbranche sorgen möchte. Dazu präsentierte der Fachverband der Film- und Musikwirtschaft seine neue Kampagne, die branchenintern breit ausgerollt werden soll. Anlass für den Vorstoß war nicht zuletzt die große Nachfrage bei der 2019 eingerichteten Anlaufstelle #we_do!.
Verena Altenberger plädierte in einem Pressegespräch für die Notwendigkeit der neuen Initiative: „Wir müssen in einer Branche arbeiten, in der jeder an jedem Punkt Nein sagen und gehen kann, ohne dass man Konsequenzen fürchten muss. Und an diesem Punkt sind wir noch nicht.“ Doch unter dem Motto „Hinschauen, nicht wegschauen“ soll in der Kreativbranche für größere Awareness gesorgt werden.
Feminismus und Schleier
Mit Frauenfeindlichkeit und Machtmissbrauch in einem ganz anderen Bereich setzt sich die mitreißende Doku „Girls & Gods“ von Arash T. Riahi und Verena Soltiz auseinander: Wie lassen sich Gottesglaube und feministische Überzeugungen miteinander verbinden, fragt sich die ukrainische Femen-Aktivistin Inna Schewtschenko und diskutiert mit gläubigen Frauen über Abtreibung und Verschleierung. Die Konfrontationen zwischen den Frauen sind zuweilen heftig, bewegen sich aber immer im Rahmen wechselseitiger Akzeptanz. Das Tolle an „Girls & Gods“ liegt unter anderem darin, dass es sich um einen Film mit klarer Haltung handelt, der aber große Offenheit für andere Standpunkte bietet. Oder, wie Inna Schewtschenko beim Publikumsgespräch so treffend formuliert: Es geht um „die Freude an der Meinungsverschiedenheit“ – ein Vergnügen, das wir im Begriff sind zu verlernen.
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