Festwochen-Kritik: "Battlefield" als später Nachtrag

Battlefield
Das Schauspiel beschränkt sich in einer Art Askese auf das absolut Essenzielle.

Festwochen-Finale am Freitag: "Battlefield" (noch bis 19. Juni im MuseumsQuartier), ein 2015 uraufgeführter und seither auf Welttournee bereits vielfach gezeigter später Nachtrag zum vielstündigen Theater-Marathon des altindischen "Mahabharata"-Epos von 1985.

Auf das Allernotwendigste reduziert, wirkt das schlanke 70-minütige Kammerspiel der britischen Regie-Legende Peter Brook, bearbeitet von seiner langjährigen Mit-Regisseurin Marie-Hélène Estienne, mit vier Schauspielern und einem Trommler wie eine meditative Fingerübung.

Es widmet sich nach dem blutigen Krieg zwischen zwei Zweigen einer Königsfamilie der Frage: Wie regiert man eine Welt, die zerstört ist und im Chaos versinkt? Wenn nach geschlagener Schlacht sogar der Sieger wie ein Verlierer aussieht und wissen will: Warum ist es dazu gekommen? Und vor allem: Wie geht es weiter am Ende, wenn die Zeit zum Wiederaufbau des Friedens gekommen ist?

Schlichte Magie

Das Thema von Macht und Verantwortung steht im Mittelpunkt der neuen, radikal abgespeckten Dramatisierung des 92-jährigen Regisseurs, hochaktuell in einer an gewaltsamen Konflikten reichen Gegenwart.

Verhandelt wird es auf einer bis auf ein paar Bambusstäbe und Stoffbahnen leeren Spielfläche schlicht in einer losen Szenen-Folge ohne Handlung – frei von Effekten und jeder Indien-Folklore – in Mono- und Dialogen.

Wobei sich beim Beschreiben und Erzählen, beim Sinnieren über Gut und Böse, Recht und Unrecht, Schuld und Unschuld einmal mehr zeigt: Das Leise und Unaufgeregte hat die Qualität des Suggestiven und ist an Dichte und Eindringlichkeit nicht zu überbieten.

Das Schauspiel beschränkt sich in einer Art Askese auf das absolut Essenzielle; will nicht mehr sein als es ist und erzielt doch mit geringem Aufwand große Wirkung im Kopf derer, die sich bereitwillig darauf einlassen.

Theater ohne Gags

Das gab’s heuer sonst so gut wie gar nicht im Wiener-Festwochen-Programm, bei dem hyperinflationär sogenannte Performances und Diskurse neben putzigen Haircuts von Kindern und der "Befreiung des Anus" noch allerlei Disparates kredenzt wurde: Zu Attraktionen hochgejubelte, oft billige Gags – in Wahrheit kein guter Dienst am traditionsreichsten, höchstsubventionierten und größten Kultur-Festival der Stadt.

Aber good news zum Schluss: Bei "Battlefield" hatte man wenigstens nicht das Gefühl, wieder einen Abend an die Oberflächlichkeit von Selbstdarstellern der queeren Party-Szene verloren zu haben.

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