Festival Wien Modern serviert 50 Uraufführungen und einen Salat

Komponist Beat Furrer
Arnold Schönberg und zahlreiche weitere Geburtstagskinder stehen ab 30. Oktober ebenso im Fokus wie das Wohnen.

Mit Iannis Xenakis' "Terretektorch" und 88 im Haus verteilten Musikern startet das Neue-Musik-Festival Wien Modern am 30. Oktober im Konzerthaus in seine 37. Ausgabe. Nicht zuletzt aufgrund des laufenden Schönberg-Jubiläumsjahres ist man heuer besonders stark im Traditionshaus präsent, wo heuer neun Konzerte angesetzt sind. Das Spektrum reicht hier vom Memoriam-Konzert für Peter Eötvös am 31. Oktober über das Abbado-Konzert mit dem RSO-Debüt von Susanne Blumenthal am 29. November bis hin zur szenischen Produktion zu Ehren von Schönberg, dem Musiktheater "Arnold Elevators" von Manos Tsangaris. Dieses feiert ab 13. November unter anderem im Musikverein (hier am 19. November) seine Uraufführung.

"Wir sind sehr an Frontalsituationen gewöhnt, um Öffentlichkeit zu verhandeln", kritisierte der aus Düsseldorf gebürtige Komponist im goldbewehrten Ambiente des Brahms-Saales die Guckkastenbühne. Er konzipiere bei seinen Arbeiten für das heurige Festival stattdessen immersive Hörkonstellationen, in denen das Publikum als Individuen Teil des Stücks werden. So positioniere er Musik wieder als soziales Bindeglied denn als Isolationsmedium. "Wir freuen uns, dass wir mit dem Brahms-Saal der Ort sein dürfen für eine ganz andere künstlerische Perspektive auf den Raum, den dieser in der Geschichte des Hauses noch nicht erlebt hat", zeigte sich Musikvereinshausherr Stephan Pauly in gespannter Vorfreude.

In Summe gibt es bis zum 30. November 120 Veranstaltungen von 57 Komponistinnen und 77 Komponisten beim Festival zu erleben. Darunter finden sich etwa alle Schönberg-Streichquartette - interpretiert vom Arditti Quartet. Die legendäre Formation feiert selbst 50-jähriges Bestehen mit einigen Produktionen Anfang November bei Wien Modern.

Dem Partyreigen schließt sich ebenfalls zum 50-Jahr-Jubiläum das Ensemble Kontrapunkte am 3. November an, das unter anderem Gavin Bryars legendäres "Jesus' Blood never failed me yet" im Talon hat. Und zum jeweiligen 70er werden Martin Haselböck - mit einem Orgelkonzert im Konzerthaus am 10. November - sowie Beat Furrer (siehe Artikelbild) gefeiert, dessen "Begehren" nach den Salzburger Festspielen am 19. November auch in Wien zu hören sein wird. Eine künstlerische Geburtstagsparty folgt also auf die nächste.

Für Kinder ist im Dschungel Wien "Die Prinzessin" ab 7. November in der Inszenierung von Nina Kusturica zu Gast. Und ebenfalls eine Krönung erlebt das Werk der Erste Bank Kompositionspreisträgerin Nina Senk, der unter anderem am 21. November das Galakonzert gewidmet ist. Und während im Rathaus am 6. November ein Festkonzert angesetzt ist, bei dem die Fluxus-Partitur "Proposition" von Alison Knowles das Orchester dazu bringt, dem Publikum einen Salat zuzubereiten, lädt das Kollektiv Untere Reklamationsbehörde in die Wohnung von der Erschafferin der Frankfurter Küche, Architektin Margarete Schütte-Lihotzky. Hier setzt man sich zwischen 16. und 18. November künstlerisch mit den Fragen von Wohnen für queere Menschen, alleinstehende Frauen und die Kraft von Hausbesetzung auseinander.

Insgesamt bespielt man heuer unter dem Motto "Und jetzt alle zusammen" 28 Spielstätten wie das Palmenhaus in Schönbrunn oder die Ruprechtskirche in der Innenstadt. 50 Uraufführungen sind dabei zu erleben, bevor am 30. November am Ende Streik ansteht - respektive das gleichnamige Percussionwerk von Enno Poppe im MAK, mit dem das heurige Festival sein Treiben beendet.

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