Familie Essl schenkt der Republik 1323 Kunstwerke

Bekanntgabe der Schenkung in der Albertina: Minister Gernot Blümel, Karlheinz Essl, Direktor Klaus A. Schröder
Der Schätzwert beträgt 84 bis 91 Millionen Euro. Albertina-Direktor Klaus A. Schröder: "Das ist eine mäzenatische Leistung!"

Am Donnerstagnachmittag wurde in der Albertina bekanntgegeben, was der KURIER exklusiv gemeldet hatte: Karlheinz Essl und seine Familie schenken der Republik ihre 40 Prozent der SE Sammlung Essl GmbH, konkret 1.323 Kunstwerke mit insgesamt 2.134 Einzelobjekten. Der Schätzwert beläuft sich auf 84,5 bis 91,1 Millionen Euro.

Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) und Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder äußerten sich voll Respekt für den Entschluss von Essl und seiner Familie. Auf die Frage eines Journalisten, wie sehr ihm das Herz blute, antwortete Essl: "Wollen Sie das wirklich wissen?" Die Entscheidung, aus der Dauerleihgabe an die Albertina (bis zum Jahr 2044) eine Schenkung zu machen, fiel ihm sichtlich sehr schwer. Aber auch Essl weiß: "Ich lebe nicht ewig." Und: "Ich gebe die Sammlung nicht weg, sondern weiter." Die Entscheidung, zu der er sich "durchgerungen" habe, sei die beste - für die Sammlung, die Kunst und die Künstler. Karlheinz Essl begründete sie mit der gesicherten Zukunftsperspektive: „Wir legen Sammlung vertrauensvoll in die Hände der Albertina. Damit wird sie dauerhaft erhalten, wissenschaftlich und restauratorisch betreut und der Öffentlichkeit präsentiert.“ Er sei überzeugt, dass seine Sammlung in der Albertina (beziehungsweise am künftigen Präsentationsort, im Künstlerhaus) „die besten Voraussetzungen findet, um sich zu entfalten und die Bandbreite des Potenzials zur Geltung gebracht werden kann“.

Dauerleihgabe von Haselsteiner

Am 60-Prozent-Anteil von Hans Peter Haselsteiner an der SE Sammlung Essl GmbH (4.600 Werke) ändert sich nichts: Sie wird der Albertina für 27 Jahre als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt 

„Nach vielen gemeinsamen intensiven Gesprächen haben wir eine langfristige Lösung gefunden. Es wäre unfassbar schade, wenn diese wichtige Sammlung für die Öffentlichkeit nicht zugänglich wäre, da waren sich, glaube ich, auch immer alle einig“, meinte der Kulturminister. Es müsse daher im kulturpolitischen Interesse sein, die Sammlung einem breiten Publikum zugänglich zu machen. „Mitgedacht werden muss aber auch der sorgsame Umgang mit Steuergeld“, so Blümel, der in den vergangenen Monaten prüfen ließ, ob es eine Alternative zu der von seinem Vorgänger Thomas Drozda ( SPÖ) ausgehandelten Deal der Dauerleihgabe gibt. „Ich bin froh, dass wir auf eine weitere Variante gestoßen sind“, so Blümel.

Details des Deals

Erarbeitet wurde die Trennung in den Bestand Essl und in den Bestand Haselsteiner von der Albertina: Da wie dort befänden sich anteilmäßig die bedeutenden Werke. Allerdings gebe es in der Sammlung Werke von „nicht musealer Qualität“, diese seien bei Haselsteiner verblieben und sollen gegebenenfalls verkauft werden, um Lücken in der Sammlung durch weitere Ankäufe schließen zu können. Die Albertina hingegen kann aus dem ihr geschenkten Teil keine Verkäufe tätigen. Auch alle mit der Sammlung verbliebenen Verbindlichkeiten wurden von Haselsteiner übernommen.

Von Drozda waren pro Jahr für die Erhaltung der Dauerleihgabe eine Million Euro versprochen worden. Es wurde allerdings keine legistische Vorkehrung getroffen. Blümel stellt nun 800.000 Euro (für 2018) und 850.000 Euro (für 2019) zur Verfügung. Über 2020 und darüber hinaus werde es Verhandlungen geben, Blümel kann sich etwa die Erhöhung der Basisabgeltung für die Albertina vorstellen. Der Museumsbetrieb im Künstlerhaus wird finanziell von Haselsteiner übernommen.

Unter den der Albertina geschenkten Werken finden sich zahlreiche Arbeiten von österreichischen Künstlern (Valie Export, Hermann Nitsch, Günter Brus, Arnulf Rainer, Christian Ludwig Attersee oder Bruno Gironcoli). Zudem gibt es Werke von Ai Weiwei, Georg Baselitz, Jörg Immendorff, Paul McCarthy, Jonathan Meese, Raymond Pettibon und Rosemarie Trockel.

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