Gurlitt bekommt Bilder zurück

Gurlitt bekommt Bilder zurück
Stadt Linz ließ wegen verschwundener Werke nachfragen

Es ist das vorläufige, so überraschende wie verquere Finale einer nach wie vor verqueren Geschichte: Mehr als zwei Jahre nach der Beschlagnahme erhält der Münchner Kunsthändlersohn Cornelius Gurlitt seine Kunstsammlung zurück.

Und die zuständige Augsburger Staatsanwaltschaft, die wegen der Begleitumstände der Beschlagnahmung in schwerste Kritik geraten war, wird nun wiederum wegen der Umstände der Rückgabe kritisiert.

Denn der zeitliche Ablauf sieht nach genau jenem „Deal“ aus, den die Staatsanwaltschaft im Vorfeld immer dementiert hat: Dass nämlich eine Einigung Gurlitts mit der deutschen Bundes- und der bayrischen Regierung über die Zukunft seiner Bilder gegen eine Rückgabe der Sammlung abgetauscht werden könnte.

Seit Beginn der Woche nun gibt es eine derartige Einigung, und seit Mittwoch ist die Beschlagnahme aufgehoben. Kein Wunder, dass die bayerische Opposition „sonnenklar“ einen Deal zu orten vermeint.

Die Staatsanwaltschaft bestreitet dies – „es gibt keinen Deal“ – und beruft sich auf „neue Erkenntnisse“. Welcher Art diese aber sind, wurde vorerst nicht preisgegeben.

Nicht eingestellt

Etwas defensiv liest sich jedenfalls ein Statement der Staatsanwaltschaft: „Zum Zeitpunkt der Beschlagnahme der gesamten Sammlung war die Staatsanwaltschaft Augsburg uneingeschränkt von der Rechtmäßigkeit der Maßnahme überzeugt.“ Nun habe man „Anlass“, diese „rechtliche Situation neu zu bewerten“. Das Ermittlungsverfahren gegen Gurlitt ist jedenfalls nicht eingestellt, wie betont wird.

Kritik hatte es am Vorgehen der Staatsanwaltschaft u. a. deshalb gegeben, weil die Verhältnismäßigkeit der Beschlagnahme wegen eines Steuerdelikts angezweifelt worden war.
Gurlitt, der seit Weihnachten unter Betreuung eines Anwaltes ist, hatte Beschwerde gegen die Beschlagnahme eingelegt. In der Vereinbarung mit der deutschen Politik hat Gurlitt u. a. zugestimmt, dass die Sammlung auf Raubkunstwerke hin untersucht werden soll.

„Das ist ein guter Tag für Cornelius Gurlitt“, sagt sein Strafverteidiger zum Ende der Beschlagnahmung. Wo die Sammlung künftig verwahrt werden soll, wurde aus Sicherheitsgründen nicht gesagt. Ein in Salzburg gefundener Teil der Sammlung, der nicht Teil des deutschen Verfahrens ist, soll an einem geheimen Ort in Österreich gelagert sein.

Interesse aus Linz

Es gibt jedenfalls tatsächlich Interesse aus Österreich an Gurlitts Sammlung, allerdings ein sehr spezielles: Wie der Linzer Kulturdirektor Julius Stieber dem KURIER bestätigt, hatte seine Magistratsabteilung – in deren Zuständigkeitsbereich auch das Lentos Museum fällt – eine Anfrage an Cornelius Gurlitts Vertreter geschickt. Konkret ging es dabei um die Frage, ob sich vier verschollene Werke von Klimt und Schiele, wegen denen die Stadt Linz von Erben auf 6 Mio.€ Entschädigung geklagt wird, im Salzburger oder auch im Münchner Bestand finden.

Die Bilder waren von einer Olga Jäger 1951 an die „Neue Galerie“ von Wolfgang Gurlitt – einem Cousin von Cornelius Gurlitts Vater – übergeben worden; die Bestände bilden den Grundstock der Lentos-Sammlung.

Wie der Provenienzforscher des Leopold Museums, Robert Holzbauer, in einem Gutachten für die Stadt Linz feststellte, dürfte eines der vermissten Bilder – „Tote Stadt“ von Schiele – übrigens eine Fälschung sein. Auch Schiele-Expertin Jane Kallir sei dieser Meinung, so Holzbauer zum KURIER.

Bilder aus der Sammlung

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