Facelifting auf der Festung Hohensalzburg
Andere Zeiten, andere Sitten.
Heute genießen auf der Burg über Salzburg, der größten erhaltenen Festungsanlage des 11. Jahrhunderts in Europa, jährlich knapp eine Million Besucher den Panoramablick.
Einst zeigte dort Leonhard von Keutschach, Fürsterzbischof von 1495 bis 1519, der sich einerseits als "der letzte Mönch" gefiel, andererseits Machtmensch war, drastisch, wer der Herr im Land war:
Als die Untertanen aufmuckten, bat Keutschach eines Abends im Jänner 1511 den Bürgermeister und die Stadträte zur Tafel in die Goldene Stube. Wie die Chronik berichtet, gab es für die feierlich gestimmten Edelleute aber nur eine heftige Standpauke und ein karges Stück Brot.
Anschließend ließ sie der Kirchenfürst gefesselt auf offenen Schlitten durch das Salzachtal nach Radstadt kutschieren. Ein Scharfrichter begleitete den Tross. Erst als die Stadtväter geschworen hatten, nicht mehr aufzubegehren, nahm der Bischof seinen Befehl zu ihrer Enthauptung zurück.
Bilder von der Festung Hohensalzburg
Weltweit einzigartig
"Keutschach hat durch den Handel mit Gold, Kupfer und Salz sehr viel Geld erwirtschaftet", sagt Bernhard Heil, Verwalter der Festung Hohensalzburg. "Einerseits war er geizig, andererseits lebte er einen Prunk, der sich in den Fürstenzimmern manifestiert."
Das Herzstück der Festung wird ab Herbst bis 2016 sukzessive restauriert. Zu welchem Zweck neben dem Goldenen Saal die Fürstenzimmer – die Goldene Stube mit einem angrenzenden Schlafzimmer, der Kammer – errichtet wurden, darüber schweigt die Chronik.
Das Prunkstück der Goldenen Stube, dem schönsten Fürstenzimmer, ist der 1501 geschaffene Kachelofen aus emaillierten Reliefziegeln.
Historischen Forschungen sollen jedenfalls neue Erkenntnisse über das weltweit einzigartiges Ensemble spätgotischer profaner Innenarchitektur bringen.
"Durch mehrere Restaurierungsphasen im 19. und 20. Jahrhundert wurden die Fürstenzimmer teilweise sehr stark überarbeitet", sagt die Restauratorin Ingrid Rathner. "Auch kam es zu Reaktionen verschiedener übereinanderliegender Farbpigmente, die im Laufe der Jahrhunderte einen Farbumschlag an den Wänden zur Folge hatten." Durch ein erneutes Facelifting der denkmalpflegerisch sensiblen Räume sollen diese Schäden behoben und der Zustand konserviert werden.
Auch während der Restaurierungsphase können die Fürstenzimmer besichtigt werden, etwa bei Sonderführungen mit Erklärung der einzelnen Konservierungsschritte.
INFO: www.salzburg-burgen.at
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