"Everywoman" statt Jedermann: Autor Rau sieht im "Tod einfach das Ende“

"Everywoman" statt Jedermann: Autor Rau sieht im "Tod einfach das Ende“
Der Intendant des NT Gent über seine „Jedermann“-Paraphrase "Everywoman“, die am 19. August bei den Festspielen uraufgeführt wird.

Milo Rau, 1977 in Bern geboren, leitet seit 2018 das Niederländische Theater in Gent (Belgien). Dort spricht man auch Englisch und Französisch. Und Rau, einer der kreativsten Köpfe der Szene, arbeitet gerne in der Ferne. Zusammen mit der Schweizer Schauspielerin Ursina Lardi hat er das Stück „Everywoman“ erarbeitet.

KURIER: Ihr Stück „Everywoman“ ist ein Gegenmodell zum machistischen „Jedermann“. Ist es daher auch ein feministisches Stück?

Milo Rau: Ich glaube nicht, dass man eine große antirassistische Aussage gemacht hat, wenn eine Schwarze die Julia spielt. Oder eine feministische Aussage, wenn Romeo eine Frau ist. Das ist nur eine Aussage über die Besetzung. Im Mittelpunkt steht eine Frau, daher heißt das Stück „Everywoman“. Aber es geht um den Menschen, um etwas Existentielles.

Wie kam es überhaupt dazu?

Die Salzburger Festspiele fragten mich, ob ich nicht eine „Jedermann“-Variante machen will. Zuerst dachte ich an eine große Variante – wie 2018 bei meiner Beschäftigung mit dem Genter Altar, der ersten Arbeit für das NT Gent. Auch danach, beim Jesus-Film „Das Neue Evangelium“, arbeitete ich mit hunderten Menschen. Ich konnte danach nicht mehr. Ich wusste: Ich will einfach nur mit Ursina arbeiten. Wir haben bereits ein paarmal miteinander gearbeitet, zum Beispiel bei „Lenin“ und bei „Mitleid“.

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