"Wir waren beim Zocken mit dabei!"
Es geht um Tsatsiki (aber mit ganz viel frischer Minze). Und um Shakespeare. Vor allem aber geht es um die EU.
In Eva Rossmanns 16. Krimi mit der Reporterin Mira Valensky flossen Informationen von Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny und Ex-Außenminister Peter Jankowitsch.
Inspiriert wurde er durch den Anschlag 2012 auf den deutschen Taskforce-Leiter für Griechenland: Sein Haus wurde beschmiert, das Auto seiner Frau angezündet.
In "ALLES ROT" – Erscheinungstag ist der 19. August – wird die (fiktive) Taskforce-Leiterin für Zypern erschlagen, und vorschnell wie immer heißt es, der Mord habe sich gegen die EU gerichtet.
Mag sich auch die Spannung zurückhalten – der wahre Krimi in den Büchern der Journalistin, Juristin, Köchin (und Grazerin) Eva Rossmann ist immer wieder, wie Klischees aufgedeckt und Vorurteile aufgespürt werden. Egal, ob es sich um die Energielobby, um eine Sozialhilfeempfängerin, um reiche Russen am Arlberg oder die Fleischmafia dreht. So geht das seit 1999, seit Fall eins "Wahlkampf" erschienen ist.
KURIER: "ALLES ROT" ist ein europäischer Krimi?
Eva Rossmann: Ganz sicher! Die sogenannten Regionalkrimis boomen, aber mich interessiert eigentlich unser Verhältnis zu Europa. Wir leben ja alle unsere eigenen kleinen Welt und sind trotzdem Teil der Größeren. Und alles, was wir tun oder nicht tun, wie wir denken, handeln und wählen, hat Auswirkungen … Es interessiert mich, wie wir mit den Folgen der internationalen Finanzkrise umgehen. Und ganz abgesehen davon mag ich Zypern und Brüssel.
Zypern wegen der 15, 20 Mezes zum Wein?
So vieles ist schön in Zypern. Es ist kein Wunder, dass sich viele Länder in den vergangenen Jahrhunderten um Zypern gerauft haben. Bei diesen Sonnenuntergänge kann man an die alten Mythen von Aphrodite glauben ... Ja, ich weiß, die hatte es eher mit der Morgenröte, aber die Zyprer nehmen zum Glück auch nicht alles so genau. Und auf alle Fälle ist sie keinesfalls die Schutzgöttin der Rechtsradikalen, die sich Goldene Morgenröte nennen und von denen es in Griechenland erschreckend viele und in Zypern leider auch ein paar gibt.
Alles gehört irgendwie zusammen. Aber was hat im Roman der Bürgermeister einer kleinen Weinviertler Gemeinde mit der globalen Finanzkrise zu tun?
Uns allen wurde jahrelang eingeredet, dass jeder dumm ist, der nicht nimmt, was er kriegen kann. Man hat spekuliert. Auch in den Gemeinden. Manchmal gar nicht, um sich persönlich zu bereichern, sondern um Geld für Projekte zu haben. Jetzt tun viele so, als wären bloß "die anderen" die Zocker gewesen. Die im Süden, die nicht wirtschaften können, die EU überhaupt und im Ganzen. So ein Blödsinn, wir waren beim Zocken mit dabei.
Wie steht Ihre Mira zur EU?
Kritisch zu Beginn von "ALLES ROT". Zu wenig Sozialpolitik, zu viel Wirtschaftspolitik, die die Interessen der Mächtigen stützt. Im Buch lernt sie Brüssel und sehr unterschiedliche Menschen, die für die EU arbeiten, kennen. Sie begreift, dass es auch sehr interessante Menschen gibt, die für ein gemeinsames Europa arbeiten. Und dass das Projekt Europa eigentlich sehr jung ist. Eine Baustelle. Sie ist verblüfft, wie wenig selbst sie als Journalistin gewusst hat von dem, was in Brüssel läuft. Am Ende des Falls ist Mira sozusagen trotzdem für die EU. Weil man letztlich nur gemeinsam besser leben kann.
Was soll man Ihnen und Ihren Krimis einmal Gutes nachsagen?
Dass ich im allerbesten Fall über ein kleines Stückchen unserer aktuellen Welt erzählt und hinter den schönen Schein geschaut habe. Dass man dadurch gesehen hat, was dahinter lauern könnte ...
KURIER-Wertung:
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