Eva Rossmann: „Ich will die Welt nicht nur für Ameisen retten“
Eine Aktivistin, international bekannt für ihren Kampf gegen Kohlendioxid, ist umgebracht worden – mittels Kohlenmonoxid.
Und was macht die Aufdeckerjournalistin Mira Valensky in ihrem 20. Roman?
Sie macht Fisch.
Branzino, mariniert ähnlich wie „Sarde in saor“. Aber die Fischfilets angebraten, Zwiebelringe gedünstet, Kapern, mit Veltliner ablöschen, über Branzino gießen.
Krimi ist ja gut, manchmal. Kochen ist allerdings besser. Und die vielen Fakten, die Rossmann während der Mordermittlungen ausbreitet, die sind zum Überleben.
KURIER: Wie viel Informationen verträgt ein Krimi?
Eva Rossmann: Das müssen die entscheiden, die ihn lesen. Ich muss vor allem entscheiden, wie viel ich weglasse von der Realität, die manchmal mörderischer als jede Fiktion ist. Z.B. Brasiliens Präsident Bolsonaro: Der Mix aus Rassismus, Frauen- und Schwulenfeindlichkeit, Nationalismus, Industriehörigkeit ist so peinlich klischeehaft, dass ihn niemand als Figur erfinden würde. Der sagt, er wird jede Einmischung im Amazonasgebiet hart bestrafen, das sei eine innerbrasilianische Angelegenheit. Jetzt steigt die Abholzung der Lunge der Welt rapide an. Er und seine Freunde Trump, Salvini, Johnson leugnen die Erderhitzung, weil sie ihren Geschäften nicht in den Kram passt.
Im Sachbuch lässt sich mehr davon unterbringen.
Sicher, es gibt aber ohnehin viele gute Sachbücher zum Thema. Eines der besten stammt von Helga Kromp-Kolb. Ich bin keine Wissenschafterin. Als Krimiautorin will ich zeigen, wie „wir“ mit Fakten und Lügen umgehen.
Sie haben sogar ein Stück Weltuntergang integriert ...
Nur eine Seite lang. Das ist nicht mein Genre. Genauso wenig wie ein Öko-Terrorismus-Thriller. Dabei wäre die Idee spannend: Die schlimmsten Klimasünder müssen sterben, damit die Welt gerettet wird ... Oder sollte man das doch eher als Farce anlegen? Mit Niavarani und Ostrowski als Öko-Terroristen, mit Proschat Madani und Adele Neuhauser als Lobbyistinnen der Saudis.
Es gibt offenbar den Trend: Frauen gehen als Maßnahme zum Klimaschutz in Gebärstreik. Skurril? Oder Feminismus?
Jede Frau soll entscheiden können, ob sie Kinder bekommt oder nicht. Aber ehrlich gestanden sehe ich den Klimaschutz auch egoistisch, was unsere Spezies betrifft. Ich will die Welt nicht nur für die Ameisen retten.
Wenn „Heißzeit 51“ ab morgen, Dienstag, in den Buchhandlungen liegt, ist Eva Rossmann auf Sardinien. Urlaub. Mit dem FLUGZEUG?
„NEIN …. Mit Hybrid-Auto und Fähre …. Weil der Zug ist noch ein bissl mühsam … Aber ich hab’ nie behauptet, dass ich eine Klimaschutzheilige bin.“
Eva Rossmann:
„Heißzeit 51“
Folio Verlag.
288 Seiten.
22 Euro.
KURIER-Wertung: ****
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