Eva Blimlinger: "Fotomuseum wird es nicht geben"
Kulturministerin ist sie am Ende doch nicht geworden. Doch die lange für diesen Posten favorisierte Ex-Rektorin Eva Blimlinger hat das Kunst- und Kulturkapitel im neuen Regierungsprogramm entscheidend mitverandelt und will als Vorsitzende des Kulturausschusses auch die parlamentarische Arbeit in Kulturfragen mitprägen. Im Interview mit der APA macht sie klar: Ein Fotomuseum wird es nicht geben.
Blimlinger macht kein Hehl daraus, dass sie gerne Ressortverantwortung für Kunst und Kultur getragen und sich auch fit für Sport oder die öffentliche Verwaltung gefunden hätte, dass sie aber solidarisch die Personalentscheidung ihrer Partei mitträgt. Außerdem hoffe sie darauf, dass die Ansiedlung des nun von Ulrike Lunacek geleiteten Staatssekretariats im Vizekanzleramt von Werner Kogler der Kultur die eine oder andere zusätzliche Budgetmillion sichern werde. „So ist unsere Erwartung!“
Grüne Anliegen
Inhaltlich trage das Kulturprogramm durchaus grüne Handschrift, meint die frühere Vorsitzende der Universitätenkonferenz, die im Herbst in den Nationalrat gewählt wurde. „Ich finde, dass wir wirklich gut verhandelt haben. Wenn wir nur die Hälfte davon umsetzen können, ist auch viel erreicht für die Kunst und Kultur.“ Die Betonung der Wichtigkeit der sozialen Absicherung der Kulturschaffenden und der Künstlersozialversicherung, eine mögliche Valorisierung der Subventionen auch für die Freie Szene, ein Infrastrukturpaket für Kultur- und Gedenkstätten - alles das seien grüne Anliegen, die Eingang in das Papier gefunden hätten.
„Ein Herzensanliegen war mir, den Denkmalschutz zu stärken und ihm mit einem Fonds die Möglichkeit zu geben, Spenden zu lukrieren. Es ist mir auch wichtig, dass die Absicherung des Volkskundemuseums drinnen steht. Das Staatsarchiv soll ausgegliedert und zu einer Anstalt öffentlichen Rechts werden. Auch das Bundesarchivgesetz soll novelliert werden.“ Die künftige neue Bundesmuseums-Holding solle sich vorrangig um die gemeinsame Gebäudeverwaltung kümmern. Im Belvedere sei derzeit etwa das Wirtschaftsministerium, die Kunst- und Kultursektion des Bundeskanzleramts und über die Bundesgärten das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft zuständig - ein unhaltbarer Zustand, der viele neue Initiativen erschwere oder verunmögliche, findet Blimlinger.
Keine Zukunft für Salzburger Fotomuseum
Und was wird aus zwei viel diskutierten Institutionen, die sich gar nicht im Regierungsprogramm finden? Das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) sei absichtlich nicht aufgenommen worden, da der Evaluierungsbericht zum Zeitpunkt der Verhandlungen noch nicht vorgelegen sei, sagt Blimlinger, die im übrigen festhält, dass für sie die Zukunft des hdgö noch völlig offen sei und sie auch den von der Kommission favorisierten Neubau auf dem Heldenplatz nicht als Ultima Ratio sehe. „Nur eines geht sicher nicht: in der Neuen Burg bleiben und weitermachen wie bisher.“ Und das Fotomuseum, das die Salzburger gerne in der Mozartstadt angesiedelt sehen würden? „Das Fotomuseum wird es nicht geben“, macht Blimlinger deutlich. Eine virtuelle Variante hat es dagegen als „digitales Foto- und Architekturlab“ in das Regierungsprogramm geschafft.
Dass über unterschiedliche Kulturvisionen von ÖVP und Grünen nächtelang debattiert und gestritten worden wäre, entspricht im übrigen mehr dem Wunschdenken mancher Künstler und Kulturmanager als der politischen Realität: „Die meisten Dinge waren sehr konsensual“, konstatiert die Verhandlerin.
Haslauer lobbyiert weiter für Fotomuseum
Der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) will weiter an den Plänen für ein österreichisches Fotomuseum an der Salzach festhalten. "Wir sehen die Absage nicht so deutlich. Das war eine salopp formulierte Meinung der Frau Blimlinger", sagte Haslauer gegenüber der APA. Seine Ansprechpartner in der Sache seien der für Kunst- und Kultur zuständige designierte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), die designierte Staatssekretärin für Kunst- und Kultur, Ulrike Lunacek (Grüne), und der designierte Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP). "Ich habe mit Blümel bereits gesprochen. Wir wollen unbedingt an der Idee dranbleiben."
Haslauer hatte Ende November gemeinsam mit dem Kulturressortchef der Stadt Salzburg, Vbgm. Bernhard Auinger (SPÖ), eine Machbarkeitsstudie samt möglichem Standort hinter dem Museum der Moderne auf dem Mönchsberg präsentiert. Die Idee, ein Fotomuseum nach Salzburg zu holen, sei auch mit dem grünen Salzburger Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn abgestimmt, betonte Haslauer. "Wir werden nun den inhaltlichen Dialog mit Frau Blimlinger suchen und die sachlichen und fachlichen Argumente darlegen." Die grüne Abgeordnete hatte das Kunst- und Kulturkapitel im neuen Regierungsprogramm entscheidend mitverhandelt.
Dependance des Belvedere gewünscht
Positiv sieht Haslauer, dass die Bundesmuseen verstärkt mit den Ländern kooperieren sollen, wie es im türkis-grünen Regierungsprogramm steht. Der Salzburger Landeshauptmann wünscht sich schon länger eine Dependance des Belvederes an der Salzach. Derzeit sei man dabei, drei Varianten für einen möglichen Standort und die Kosten zu erheben. Die Endstudie dazu soll bereits mit Februar 2020 vorliegen.
Haslauer verwies heute zudem auf seinen Vorschlag eines "Konjunkturfonds Kulturstättenbau". "Damit ließe sich auch die abflachende Konjunktur beleben." Ein Beispiel wäre neben einem Salzburg-Standort des Belvederes auch die Sanierung der Salzburger Festspielhäuser. Und auch ein Fotomuseum könnte aus diesem Fonds in Zukunft einmal Mittel beziehen.
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