Die Song Contest-Party im Schatten des Nahost-Krieges
Immer wieder pocht der Eurovision Song Contest auf seinen unpolitischen Charakter. Dass dieser eine Illusion ist, zeigt sich immer wieder. Aber am deutlichsten in diesem Jahr. Am Dienstag beginnt das Spektakel mit dem ersten Semifinale. Noch selten ist weniger die Musik im Mittelpunkt gestanden als diesmal, und der Grund tritt am Donnerstag beim zweiten Halbfinale an: Eden Golan tritt für Israel im Länder-Singbewerb an.
Mit geändertem Text zum Song Contest
Eine Zeitlang sah es so aus, als würde das nicht passieren, weil ihr Song mit dem ursprünglichen Titel „October Rain“ dem Veranstalter EBU (European Broadcasting Union) mit vermuteten Anspielungen auf das Hamas-Massaker im vergangenen Oktober eben zu politisch war. Dazu kamen Boykottaufrufe von teilnehmenden Ländern, vor allem aus dem Norden Europas. Israel änderte Songtext und Songtitel und darf nun mit „Hurricane“ antreten. Wenn man den Wettquoten glaubt, schafft es Eden Golan locker ins Finale und wird am Ende in den Top Ten landen.
Reisewarnung für Israelis
Die Sängerin selbst befindet sich nach Morddrohungen in Malmö an einem streng gesicherten Ort, den sie nur für ihre Auftritte verlässt. Die Polizeipräsenz wird in der ganzen Stadt verstärkt, es wurden auch Beamte aus Dänemark und Norwegen angefordert. Es sind sowohl pro-palästinensische als auch pro-israelische Kundgebungen angemeldet.
Israels Nationaler Sicherheitsrat hat die Reisewarnung in die schwedische Stadt auf mittlere Bedrohung hochgestuft. Eine „potenzielle Bedrohung“ hat schon zuvor gegolten, denn Malmö hat auch ohne Song Contest ein Antisemitismus-Problem. Nach den Hamas-Angriffen hatte es feiernde Karawanen mit palästinensischen Flaggen gegeben. Solche werden übrigens beim Song Contest verboten sein.
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