Erotische Kunst aus Japan: Frühlingsgefühle auf "Lachbildern"

Shunga-Ausstellung
"Shunga. Erotische Kunst aus Japan" (bis 29. Jänner) im Museum für angewandte Kunst (MAK).

Erotik und Kunst sind Zwillinge. "Frühlingsbilder" oder Shunga, wie sie auf Japanisch heißen, zeigen Menschen bei ihrem größten Vergnügen: Sex. Ausgesprochen unbekümmert in verschiedensten Positionen, Varianten und Kombinationen; und häufig mit ironischem Augenzwinkern. Deshalb heißen die zwischen 1600 und 1900 produzierten Drucke in Fernost auch "Lachbilder". Ein Hinweis auf Witz und Scherz in den Darstellungen.

Lange Zeit tabu

Die sind mitunter so explizit, dass sie bisher in ihrem Ursprungsland Japan kaum öffentlich gezeigt wurden. Und sich auch für die Schau "Sex und Vergnügen in der japanischen Kunst" 2013 im British Museum in London kein Partner in Japan fand.

In die Schmuddelecke stellen kann man "diese Blätter, das einst sehr populäre Massenmedium einer städtischen Kultur", trotzdem nicht, so MAK-Asiatika-Experte Johannes Wieninger. Schließlich haben sich mit Ausnahme von Hiroshige und Sharaku alle bedeutenden Künstler damals – u. a. Harunobu und Utamaro – dem Thema gewidmet und sehr künstlerische Bildkompositionen geschaffen.

Erotische Kunst aus Japan: Frühlingsgefühle auf "Lachbildern"
Shunga Ausstellung im MAK Erotische Kunst aus Japan
Shunga-Ansichten der lustvollen Freuden des Zwischenmenschlichen hat auch Hokusai kreiert, zugleich Schöpfer des wohl berühmtesten japanischen Farbholzschnitts überhaupt: "Die große Welle vor Kanagawa".

Bei Kitagawa Utamaro (1753–1806) sind die Motive im Vergleich zu den verträumten Szenen Harunobus eindeutiger. Er zeigt auch halberotische häusliche Szenen wie schöne Frauen bei der Körperpflege.

Die heute auf dem Kunstmarkt kaum noch erhältlichen Alben Utamaros zählen zu den begehrtesten Werken der japanischen Kunst. Seine Serie "Erwachen der Begierde" (1799) ist im MAK vollständig zu sehen.

Sammlung Leopold

Ihre Blütezeit hatten Shunga in der Edo-Periode von 1603 bis 1867 und beeinflussten – wie überhaupt Japans Kunst – u. a. Toulouse-Lautrec, Rodin, Picasso und Wien um 1900. Die revolutionäre Ästhetik der Holzschnitte prägte schließlich ab 1890 die Druckgrafik und die Plakatkunst.

"Rudolf Leopold begann Asiatika zu sammeln, kurz bevor die Stiftung Leopold 1994 gegründet wurde", erzählt Diethard Leopold, der Sohn von Österreichs größtem Kunstsammler, Kurator und größter Leihgeber der aktuellen MAK-Schau. "Er hat bis zu seinem Tod 2010 neben Netsuke Hunderte japanische Holzschnitte unterschiedlichster Qualität und Thematik gekauft. Ein Schatz, von dem wir selber in der Familie lange nichts wussten."

Info:Bis 29. 1.; MAK Designlabor 1., Stubenring 5; Mi.–So. 10–18 Uhr, Di. bis 22 Uhr. Katalog: 18 € www.mak.at

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