Erl: Power-Wagner mit Almkräutertherapie

Erl: Power-Wagner mit Almkräutertherapie
Mit einer 95-prozentigen Auslastung sind die Festspiele in Erl zu Ende gegangen. Es war die bisher erfolgreichste Saison.

Für Gustav Kuhn sind gewaltige Kraftakte ganz offenbar das Normalste der Welt. Zum Abschluss der Tiroler Festspiele Erl dirigierte er am vergangenen Wochenende so eben mal zwischen Freitagabend und Sonntagnachmittag gleich drei Wagner-Opern, Tannhäuser, Lohengrin und Parsifal.

Ein umjubeltes Wagner-Powerwochenende.

Nur 100 Autobahnkilometer vom Salzburger Pomp entfernt findet in Erl alljährlich in aller Ruhe Großes statt: Unaufgeregt-zurückgenommene Inszenierungen, musikalische Kernigkeit und absolut überzeugende Sängerbesetzungen machen ein Festspiel-Erlebnis der besonderen Art aus. Das war auch heuer so, prototypisch zu sehen zum Finale.

Herausragend etwa Ales Briscein, der einen idealen, jugendlich-klaren, hinreißenden Lohengrin gab und dafür anhaltend bejubelt wurde. Flankiert wurde seine außergewöhnliche Leistung von den ebenso starken Sängerinnen: Susanne Geb glänzte als Elsa, Elena Suvorova als Ortrud. Lediglich Andrea Silvestrelli als König Heinrich fiel aus der Reihe: Er ließ sehr viel zu wünschen übrig.

Triumph

Charmant thematisch mit dem Lohengrin verbunden – etwa durch die Wiederkehr des Schwanes (Claudia Czyz) –, geriet der "Parsifal" zum Triumph zum Festspielfinale. Auch hier wieder herausragende Sängerleistungen: Michael Baba in der Titelrolle, Johannes Schmidt als Gurnemanz, Thomas Gazheli als leidgeplagter Amfortas, Mona Somm als facettenreiche Kundry, Michael Kupfer (Klingsor ), Michael Doumas (Titurel ), man muss sie alle nennen. Unter Kuhns Leitung hat das Festspielorchester einen virilen, energetischen Klang, hält unangestrengt die Spannung über fünf Opernstunden – und wurde, wie der überzeugende Chor, zuletzt bejubelt.

So konnte sich Festspiel-Chef Kuhn dann auch über Rekord-Zahlen freuen: Mit einer 95-prozentigen Auslastung sind die Festspiele zu Ende gegangen, die "bisher erfolgreichste Saison". Mit knapp 18.000 Besuchern sind Bruttoeinnahmen von über 871.760 Euro (2011: 770.000 Euro) erzielt worden. "Das ist absoluter Rekord", frohlockte Kuhn.

Und der Abschied von Erl dauert heuer nicht lange. Bereits am 26. Dezember geht es weiter: An diesem Tag eröffnet das derzeit in Bau befindliche Winterspiel-Haus.

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