Erinnerungen an Hundertwasser

Erinnerungen an Hundertwasser
Das Kunst Haus Wien feiert 20-Jahr-Jubiläum und seinen Gestalter mit der Schau "Die Kunst des grünen Weges".

Eine "aufregende Zeit" waren die 50er-Jahre, erinnert sich Erich Lessing. "Alles war neu. Alles hat gerade begonnen. Wir wussten nur nicht, wo's hingeht."

Im "Strohkoffer", einer Mischung aus Nachtclub und Galerie unter der Loos- Bar in der Wiener City, "haben sich alle Künstler getroffen und manchmal sogar gegrüßt", so die Fotografen-Legende. Darunter ein Maler, "der die Stille und die Einsamkeit liebte und auch in Gesellschaft wenig sprach. Und seine Bilder begannen schon zu reisen."

Gottes krumme Linien

Fritz Stowasser alias Friedensreich Hundertwasser "war bereits in den 60er-Jahren Teil einer sich in Europa formierenden Kunst-Avantgarde, und doch auf seine Art ein Außenseiter, eigenständig in Bildfindungen und Farbwahl", sagt Andreas Hirsch, Kurator der Schau "Hundertwasser. Die Kunst des grünen Weges" (bis 6. 11.) zum 20. Geburtstag vom Kunst Haus Wien. "Sie ist keine Retrospektive", so KHW-Direktor Franz Patay, sondern biete die Möglichkeit, "die Gedankenwelt und Visionen Hundertwassers persönlich zu erleben".

1961 war er bereits in Tokio, kehrte mit der Studentin Yuko Ikewada nach Wien zurück. Geheiratet wurde 1962 am Brigittaplatz, gelebt in einem "Zwei-Zimmer-Palazzo" in Venedig auf der Giudecca, sagt die Japanerin 50 Jahre später. 1966 ließen sie sich scheiden, blieben Freunde.

Aus Ikewadas Besitz im KHW zu sehen: "Die Nachbarn - Spiralsonne und Mondhaus" (1963).
Der "grüne Weg" führt zunächst zurück zu den Wurzeln seiner Arbeiten, zeigt seine Malerei, Dokumente seiner Aktionskunst, viele historische Fotos und Bilder mit labyrinthischen Spiralen, Kreisen und Wellenlinien in leuchtenden Farben.

Weiter geht's über die Kontroversen seiner ersten Ausstellungen und das Geheimnis des "Regentag" zu seinem ökologischen Engagement und schließlich zu seiner Rolle bei der Kunst-Haus-Wien-Gründung. 1953 hat er die Spirale, die zu einem Lieblingsmotiv Hundertwassers wurde und in seinem Werk Lebenszyklen und Naturkreisläufe verbildlicht, zum ersten Mal verwendet. Sein Credo: "Die gerade Linie ist gottlos und führt, weil sie in der Natur nicht vorkommt, zum Untergang der Menschheit."

Hundertwasser misstraute der nüchtern-sachlichen Funktionalität. Sie galt ihm als menschenverachtend. In seinen Häusern und Bildern dominieren bunte Flächen, schiefe Ebenen, bauchige Säulen, vergoldete Zwiebeltürmchen und begrünte Dachterrassen. Die Natur erschien ihm als unerreichtes Vorbild auf dem Weg in eine bessere Welt. Seine von bunten Farben und neuen Formen geprägte Architektur fand viel Beifall in der Öffentlichkeit, erntete aber auch heftige Kritik unter den Architekten.

Ob mit der Behübschung der Müllverbrennungsanlage Spittelau oder unkonven- tionell gestalteten Autobahnraststätten , ob mit seiner Kampagne für die Beibehaltung der alten österreichischen Auto-Kennzeichen oder Protest- und Boykott-Aktionen: Der Visionär hat stets polarisiert.

Ein Künstlerleben: In Bildern und Fotos

Ausstellung: "Die Kunst des grünen Weges" (bis 6. 11.) zeigt in 13 Stationen die markantesten Brennpunkte der Biografie und künstlerischen Entwicklung von Friedensreich Hundertwasser (1928-2000).

Wann & Wo: Kunst Haus Wien, 3., Untere Weißgerberstraße 13; tgl. 10 bis 19 Uhr, Katalog, Prestel Verlag, 24,95 €

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