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Erika Pluhar hat im KURIER-Interview über ihre Tochter Anna (37-jährig gestorben, Herzversagen, 1999 war das) gesagt:
„Sie war irgendwann mein Regulativ. Sie hat mich belehrt. Sie war in gewisser Weise auch meine Mutter. Sie war mütterlicher als ich. Wenn sie gesagt hat, Erika, das ist bled, dann habe ich gewusst, sie hat recht.“ Pluhar ist 79, und jetzt war sie so weit, um über Anna einen Roman zu schreiben. Über Annas Kindheit, das bedeutet: Auch Udo Proksch, Annas Vater, kommt vor.
Großer Vogel
Wie freute er sich, dass es ein Mädchen wurde.
Und danach? Weg war er.
Einmal kam er betrunken am Heiligen Abend und warf lachend drei Fische unter den Baum. (Er konnte auch anders. Anna mochte Dada.)
„Anna“ ist Liebe. Ist ein Buch, damit sie nie verschwindet. Ist ein Roman, in dem sich Erika Pluhar Vorwürfe macht. Denn – und wenn sie ihre Tochter noch so lieb hatte: Das Kind wurde abgegeben. Im Internat, bei Großeltern, bei Kindermädchen. Die Schauspielerin war zu beschäftigt, einen Mann, der sich kümmerte, gab es nicht. Den Franzi Heller kannst vergessen. Er ist im Buch der Unnötigste.
Und Peter Vogel, ja, der hätte ideal sein können, ein großer, lustiger Vogel. Emphatisch. Aber er versoff sich. (Und
Udo Proksch, nüchtern, machte sich Sorgen.)
„Anna“ wird aus Sicht des Mädchens erzählt. Die Pluhar darf das. Sie haben immer viel miteinander geredet, Mutter weiß, was Tochter dachte. Sie selbst dachte wohl nicht viel anders.
Und klingt auch manches etwas geschraubt – und lässt der Roman auch mitunter voyeuristische Blicke zu: Erika Pluhar, längst Schriftstellerin, musste ihn schreiben. Das spürt man in jeder Zeile. Anna soll ihn lesen können, irgendwo.
Das Buch punktet vor allem, weil ein aufrichtiger Mensch es geschrieben hat.
Erika Pluhar:
„Anna“ Residenz Verlag.
256 Seiten.
24 Euro.
KURIER-Wertung: ****
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