Erasure sind nie beleidigt, nie egoistisch, nie im Streit

Erasure sind nie beleidigt, nie egoistisch, nie im Streit
Vince Clarke, Soundtüftler des Synthie-Pop-Duos, erzählt, warum er und Sänger Andy Bell 80er-Jahre-Sounds aufleben lassen

 „The Neon“ haben Erasure ihr neues Album genannt. Sänger Andy Bell war als Kind nämlich fasziniert von den Reklameschildern aus bunten Lichtröhren. „Sie passten total zu meiner Liebe für Rummelplätze“, schwärmt der 56-Jährige. „Als Albumtitel bezeichnet ,The Neon‘ aber nur einen Platz, der aufregend und fröhlich ist. Denn genauso sind diese neuen Songs.“

1994 schafften Bell und sein Duo-Partner Vince Clarke mit dem Hit „Always“ den Durchbruch und etablierten ihren melodiösen Synthiepop, der von Bells Sopranstimme getragen wird. Mit „The Neon“ gehen die beiden jetzt wieder zu diesem Sound von damals zurück.

„Es war so schön, Andy für die Aufnahmen zu ,The Neon‘ wiederzusehen“, sagt Clarke im KURIER-Interview. „Denn uns wird zusammen nie langweilig. Und – das glaubt uns zwar keiner, aber es ist wahr – wir haben noch nie in unserem Leben gestritten. Das liegt daran, dass wir nicht kleinlich und egoistisch mit unseren Ideen sind. Wenn Andy mit einem Text oder einer Melodie ankommt, die mir nicht gefällt, und ich sage, ich bin nicht so begeistert davon, dann lassen wir es einfach weg – ohne dass Andy beleidigt ist. Und genauso umgekehrt, wenn ich mit einem Songvorschlag komme, der Andy nicht gefällt.“

Clarke, der zuvor bei Depeche Mode gespielt hat und Mitglied von Yazoo war, für die er den Welthit „Only You“ geschrieben hat, lebt jetzt im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Andy Bell dagegen pendelt zwischen London und Tampa/Florida, wo sein Mann Stephen Moss einen Club besitzt.

„Als wir hier in meinem Kellerstudio mit der Arbeit an ,The Neon‘ begannen, war sofort klar, das wir im Gegensatz zum politisch gefärbten düsteren Album davor etwas Fröhliches, Herzerwärmendes machen wollten“, erklärt Clarke. „Andy war supergut drauf, weil er in seiner Ehe so glücklich ist, und schrieb entsprechende Texte. Und ich hatte viele Songs mit den alten Synthesizern geschrieben, die wir schon zu Beginn unserer Karriere verwendet hatten. Ich liebe die und bin kein großer Fan der heutigen Computer-Technologie. Denn erstens mag ich es, Sounds zu kreieren, indem ich manuell Kabel in Buchsen stecke. Das liegt mir weit mehr, als mit der Maus zu hantieren. Und zweitens haben die alten Synthesizer einen viel wärmeren Klang.“

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