Er war einst ein Roboter

German electronic band Kraftwerk performs on stage at the T-Mobile INmusic open-air festival in Zagreb June 24, 2009. REUTERS/Nikola Solic (CROATIA ENTERTAINMENT SOCIETY)
Kritik: Karl Bartos, Ex-Mitglied von Kraftwerk, liefert mit seiner Solo-CD "Off The Record" ein Stück Popgeschichte nach.

Bei keiner anderen Band ist es so egal, wer auf der Bühne steht, wie bei Kraftwerk.

Nämlich wirklich egal. Am Ende der Konzerte der deutschen Elektronik-Pioniere stehen ohnehin nur noch Roboter hinter den Laptops auf der Bühne. Diese Musik ist durch und durch künstlich, wahre Computermusik, der Musiker ist nicht Star, sondern Ingenieur.

Das ist auch nach 40 Jahren noch unerreicht.

Fortsetzung

Doch abseits der Bühne ist es sich nicht ausgegangen mit der roboterhaften Emotionslosigkeit: Die vier Musiker, die die große Zeit der Band bestritten, haben sich in die Haare gekriegt und getrennt. Die Band feiert heute um Ralf Hütter immer noch immense Live-Erfolge, längst auch in Kunsttempeln wie der Tate Modern in London. Ein früheres Mitglied aber hat nun das geschafft, worauf Fans schon lange warten: Ein Album abzuliefern, das die Geschichte von Kraftwerk weiterschreibt. Von 1975 bis 1990 war Karl Bartos wesentlicher, wenn auch unterschätzter Teil der Band, schrieb Songs wie „Das Model“ oder „Die Roboter“ mit.

Er war einst ein Roboter
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Seine Solo-CD „Off The Record“ nun kann man einfach mal als Kraftwerk-Original nehmen, auch wenn sie das nicht ist. Bartos klingt nicht einfach wie Kraftwerk, die Musik ist Teil der Bandgeschichte: Die zwölf Songs entstanden aus einem musikalischen „Tagebuch“, in dem Bartos während seiner Kraftwerk-Zeit Ideen sammelte. Der Ex-Roboter geht auf Zeitreise, und das Ergebnis ist mehr als Archivarbeit im Musikmuseum: „Off The Record“ reiht sich nahtlos ein in den Kanon einer der wichtigsten Bands überhaupt.

KURIER-Wertung: ***** von *****

Karl Bartos - Without A Trace Of Emotion

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