Er liebte es, wenn Musik zum Risiko wurde
Einer der einflussreichsten Jazz-Musiker ist tot: Der Pianist Paul Bley, der Charlie Parker, Charles Mingus und Art Blakey begleitet und mehr als 100 Alben veröffentlicht hat, ist am Sonntag 83-jährig gestorben.
Der experimentierfreudige Kanadier war stilbildend als Pianist des modernen und freien Jazz. Sein Credo: „Improvisation ist Nahrung für das Hirn der Hörer.“ Ihm lag daran, frei von Gewohnheiten und Plan, frei von Konzept oder Material zu improvisieren. Dabei wollte er etwas entdecken, was er „zuvor nicht gekannt hat“. Im Wissen, das Leben ist tödlich, aber es muss nicht sterbenslangweilig sein, mochte er diese Art des Musizierens, die zum Risiko wird: „Ich mag diese Gefahr. Es ist ein bisschen wie im Stierkampf, wo man alles riskiert.“
Sein Mentor war Oscar Peterson, für den er schon als 17-Jähriger einsprang. 1950 zog Bley nach New York und machte sich rasch einen Namen in der Jazzszene. Als Begleiter profilierte er sich an der Seite von fast allen, die Jazzgeschichte mitschrieben haben. Er spielte mit Legenden wie Louis Armstrong, Ben Webster, Lester Young wie mit Sonny Rollins.
In New York ließ sich Bley von Jazz-Avantgardisten wie Lennie Tristano oder Charlie Mingus, mit dem er 1953 sein erstes Album einspielte, inspirieren. Die lakonische Musikalität seiner ersten Frau Carla Bley – sie ist heute eine führende Komponistin und Arrangeurin des Jazz – hat auf Paul Bleys Spiel ähnlich abgefärbt wie die Affinität seiner zweiten Frau, der Sängerin Annette Peacock, zu neuen Klängen. Seine erste Solo-CD „Open, To Love“ (1972) ist eine der schönsten Klavieraufnahmen überhaupt. 2002 spielte er, der am liebsten in New York aufnahm, ein Solo-Album in der Abgeschiedenheit der österreichischen Alpen ein: „Solo in Mondsee“.
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