Endlich mit der Callas auf der Couch

Endlich mit der Callas auf der Couch
Peter Henisch: "Großes Finale für Novak" plädiert für mehr Gefühl - und für die Oper

Schlimm ist, wenn man sich beim Lesen vorstellen kann, das Buch würde als Fernsehspiel gut aussehen: mit der Schauspielerin Elfi E. in der Rolle der Bissgurn, die ihrem Mann gleich den Stecker rausziehen wird. Aber die Bilder, die im Kopf entstehen, wechseln bald zu Loriot, und dann ist alles gut. Nach seinem abgehobenen modernen Jesus-Roman "Der verirrte Messias" (2009) begibt sich der produktive Wiener Peter Henisch in die Niederungen einer Ehe zwischen einem zwangspensionierten Postler und einer Friseurin.
Herr Novak ist 55, seine Herta knapp über 50 -, aber man hat das Gefühl, die sind beide weit über 60. Wenig erbaulich geht es zu im umgebauten Schrebergartenhaus in der Nähe Wiens. Von wegen Gefühle: Die werden bei Franz Novak geweckt, als er mit Gallensteinen im Spital liegt, und weil sein Bettnachbar so schnarcht, borgt ihm die indonesische Krankenschwester ihren Walkman samt Kassetten und steckt ihn mit ihrer Liebe zu Opernmusik an.

Die Callas

Bis zu diesem Zeitpunkt mochte Novak Oper gar nicht. Vielleicht, weil Herta Novak hoch genug quietscht, wenn sie sich aufregt. Freilich ist ihm die Krankenschwester auch nicht gleichgültig, aber er gibt sich mit der Callas zufrieden. Mit ihr legt er sich auf die Couch.
Herta Novak ist entsetzt. Oper ist für sie "abartig". Sie hört gern Tina Turner. Viel böser hätte Henisch eine Frau nicht beschreiben können. Nicht nur, dass sie ihrem Mann das späte Glück mit "Tosca" und "Butterfly" nicht gönnt: Sie verfolgt die Krankenschwester und lässt ihren Ausländerhass raus. Jedenfalls flüchtet Herr Novak mit einem Haufen CDs in eine Pension in Wien-Meidling, und viel Zeit, um Unterhosen zu wechseln, nimmt er sich nicht. Musik hören will er, spüren, fühlen.

Mehr sagen wir hier nicht. Obwohl der Schluss nicht gerade originell ausfällt.
Henisch schreibt nicht so, als würde etwas Wesentliches zu Papier gebracht werden. Das flutscht so. Sieht so leicht aus. Aber es geht tiefer, als man anfangs gedacht hat. Es schmerzt sogar. Es erinnert, erweckt Sehnsüchte, ist hinterlistig. Soll ja keiner sagen, es handle sich bloß um die Midlife-Crisis!

Info: Peter Henisch - "Großes Finale für Novak" (Residenz Verlag. 240 Seiten, 22,90 Euro.)

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